Abriss der beiden Kühltürme „so früh wie nur möglich“

Symbolische Grundsteinlegung für den Rückbau auf „Baufeld 3“/ 150 Millionen Kosten

Eine Grundsteinlegung auf dem Gelände des Kernkraftwerks Philippsburg, wo doch über kurz oder lang ein Abriss aller Baulichkeiten geplant ist? „Für viele mag es paradox klingen, dass wir hier etwas Neues bauen“, bekundete Jörg Michels, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnBW. „Aber zum Ausstieg aus der Kernenergie gehört der Rückbau. Und zum Rückbau gehören die notwendigen Rückbaugebäude.“ In Anwesenheit von rund 100 geladenen Gästen, darunter Knut Bühler als Landrat-Stellvertreter, nahm die EnBW-Führung mit Michels und Technik-Vorstand Hans-Josef Zimmer die symbolische Grundsteinlegung mit einer eingemauerten „Zeitkapsel“ vor.

Am Ende eines langwierigen Stilllegungsprozesses soll ja nichts mehr auf der Rheinschanzinsel stehen: keine Gebäude, vor allem keine hohen Kühltürme mehr. Paradox mag auch erscheinen, dass der Ort der Grundsteinlegung die Ursprungsbezeichnung „Baufeld 3“ trägt, weil diese Fläche einmal für einen dritten Kernreaktor vorgesehen war, so der Hinweis von Zimmer. Besonders würdigte er die Tatsache, dass für den Bau eines Gleichstrom-Umspann-werks mit dem KKP-Gelände eine gute Lösung gefunden wurde. „Zugunsten des Konverters müssen die zwei Kühltürme weichen. So früh wie nur möglich.“

Zu einem Rückbau gehöre auch die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur, so Michels. „Deshalb bauen wir ein Reststoffbearbeitungszentrum, ein Standort-Abfalllager und ein dazu gehörendes Sozial- und Infrastrukturgebäude.“ Im Februar seien die Baugenehmigungen eingegangen. Mit dem sofortigen Beginn der Arbeiten wurde der Untergrund im Rüttelstopfverfahren mit rund 6.200 Stopfsäulen aus Schotter, jeweils 16 Meter tief, verdichtet. Inzwischen sind ein Teil der Bodenplatten erstellt und erste Wände errichtet. Für die drei Gebäude ist eine Fläche von 100 Mal 220 Meter vorgesehen. Die Kosten für den Rückbau dürften deutlich über 100 Millionen Euro liegen, gab Michels bekannt. Bürgermeister Stefan Martus rechnet mit gut 150 Millionen.

Für den noch laufenden Block KKP 2 habe die EnBW „frühzeitig im Sommer“ den Rückbau beantragt. Die Anlage produziert aktuell noch Strom, soll aber spätestens zum Ende 2019 abgeschaltet werden. Beim Abbau des KKP 2 kommt eine Gesamtmasse von 900.000 Tonnen Abbruchmaterial zusammen, so eine frühere Information. Über 98 Prozent gelangen in den konventionellen Stoffkreislauf. Etwa ein Prozent mache der radioaktive Abfall aus, der für die Zwischen- und Endlagerung bestimmt ist.

Mit der Reststoffbearbeitung soll das Volumen der radioaktiven Abfälle aus dem Rückbau auf ein Minimum gesenkt werden, hieß es. Im Standortabfalllager müsse der verbleibende Anteil zwischengelagert werden. Bürgermeister Martus forderte die „Politik“ auf, die Zwischen- und Endlagerung „dringend zu lösen.“ Mit dem Rückbau gehe für manchen Mitbürger ein durchaus emotionaler Aspekt einher. Denn mit den Kühltürmen verschwinden dann auch die Wahrzeichen von Philippsburg und der Region.

(Schmidhuber)

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