Festigung der nahezu 50-jährigen Partnerschaft mit Le Gua

Ehemaliger Kriegsgefangener fädel-te die anhaltende Freundschaft ein

„Dass heute das deutsche und das französische Volk in Freundschaft zusammengefunden haben, ist ein Glücksfall. Und dieses Glück dürfen wir nicht aus den Händen lassen.“ In dieser Bewertung zeigten sich die beiden Bürgermeister Stefan Martus und Patrice Brouhard beim Partnerschaftsabend einig. Gerade das Schicksal der Stadt Philippsburg, früher die mächtigste Reichsfestung am Rhein, war stets aufs engste mit der großen Geschichte beider Länder verknüpft.

Le Gua am Atlantischen Ozean ist eine französische Gemeinde mit etwas mehr als 2.000 Einwohner im Département Charente-Maritime in der Region Poitou-Charentes. Für fünf Tage besuchte nun eine etwa 30-köpfige Delegation, darunter der frühere langjährige Bürgermeister Jacky Vernoux, die „guten Freunde in Philippsburg und Huttenheim“. Lob gab es für die bisherige bewährte Zusammenarbeit und für die praktizierte Partnerschaftspflege.

Gastgeber und Gäste stimmten überein, dass gerade zwischenmenschliche Beziehungen dazu dienen, die deutsch-französische Freundschaft zu festigen und auch auf kommunaler Ebene aktiv zur Völkerverständigung beizutragen. „Verständigung und Frieden können nicht von oben verordnet werden. Sie müssen von unten kommen. Je mehr Gemeinde- und Städtepartnerschaften wir haben, desto gesicherter ist der Frieden“, äußerte sich Bürgermeister Martus.

Nach zwei Weltkriegen, die viel Leid für alle Seiten gebracht haben, ist die deutsch-französische Aussöhnung eine politische Meisterleistung von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle. Dass ausgerechnet Huttenheim und Philippsburg zu den Vorreitern gehören, die relativ früh dauerhafte Städtepartnerschaften begründeten, ist ungewöhnlich. Waren es doch die Franzosen gewesen, die 1799 die Reichsfestung in Schutt und Asche schossen. Huttenheim suchte als eine der ersten Gemeinden im Landkreis die Verbindung zu Frankreich. Ausgerechnet das Schicksal eines Kriegsgefangenen um 1945 führte 1968 die beiden Gemeinden Huttenheim und Le Gua, die 1.100 Kilometer auseinander liegen, zusammen.

Der Huttenheimer Gerhard Buch war in den Kriegsjahren in das Städtchen Le Gua am Atlantik verschlagen worden. Ihn holte der spätere Bürgermeister Gabriel Bonhomme aus dem Krieggefangenenlager Cozes als Hilfskraft auf seinen Hof. Auch nach Buchs Rückkehr in die Heimat blieb die ungewöhnliche Freundschaft zwischen beiden Männern bestehen. 1968 ergriff das Ortsoberhaupt die Initiative, eine Partnerschaft mit Huttenheim zu schließen. „Wir wollen auch einen Beitrag leisten, dass so schnell wie möglich ein vereintes Europa geschaffen werden kann“, hieß es schon damals. In den fast 50 Jahren fanden regelmäßige Jugendaustausche statt. Auch kam es zu gegenseitigen Besuchen: lückenlos, Jahr für Jahr.

Werner Schmidhuber

 

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