Kleinkinder jetzt im neuen Seniorenheim

Gemeinderat beschließt Einrichtung von „Tiger-Gruppen“ in Philippsburg

Das Vorhaben ist angeblich etwas Einmaliges und Einzigartiges im ganzen Landkreis. Zwei Kindergartengruppe finden demnächst eine Unterkunft im neuen Seniorenheim. Einmütig hat der Gemeinderat von Philippsburg die Einrichtung von zwei „Tiger-Gruppen“ für Kinder unter drei Jahren in St. Martin, das gerade gebaut wird, beschlossen. Ebenso einhellig stimmte das Gremium der Aufnahme der beiden Betreuungsgruppen unter Leitung des Tageselternvereins Bruchsal in die Bedarfsplanung der Stadt zu.

Die vertragliche Regelung hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Zudem besteht eine Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre. Wieso kommt es überhaupt zur Tiger-Alternative? Wie Amtsleiter Erich Schweikert ausführte, gilt neben den Kindergärten die Kindertagespflege als zweite (private) Säule der Kinderbetreuung zur Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen bedarfsgerechten Betreuungsplatz für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Zuständig sind Tagesmütter, die als Selbstständige arbeiten, und zwar - in der Regel – in ihren eigenen familiären Räumlichkeiten.

Bislang konnte die Tagespflege in Philippsburg nicht ausgebaut werden. Dies liege daran, wie es hieß, dass die Betreuung in eigenen privaten Wänden wegen sehr hoher investiver Kosten vor allem durch Brandschutzauflagen bislang in keinem Fall wirtschaftlich darstellbar war. Tagesmütter gab es, jedoch keine geeigneten Räumlichkeiten. Inzwischen ist der Tageselternverein mit zwei qualifizierten Tagesmüttern an die Verwaltung herangetreten und hat um Unterstützung für die Schaffung einer so genannten Tiger-Einrichtung gebeten. Tiger ist die Abkürzung für „Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen“.

In jeder Tiger-Gruppe arbeiten zweiselbstständig tätige Tagesmütter mit werktäglichen Regelöffnungszeiten von etwa 7 bis 18 Uhr. Die beiden Tagesmütter dürfen zeitgleich sieben Kinder unter drei Jahren betreuen. Durch die Bereitstellung von Tiger-Plätzen erfüllt die Kommune dann den Rechtsanspruch, wenn die Tiger-Einrichtung in die Bedarfsplanung der Kommune aufgenommen wird, was der Gemeinderat so beschloss. Das pädagogische Konzept stellte Tageseltern-Vorsitzende Irene Zibold vor.

Die Platzsuche durch die Stadtverwaltung habe ergeben: Im Seniorenzentrum St. Martin sind zwei Räume für die Einrichtung von TigeR-Gruppen machbar. Es handelt sich um die ursprünglich vorgesehene aber nicht belegbare Arztpraxis mit 200 Quadratmetern im Erdgeschoss. Wenn voraussichtlich im Januar 2018 die Betriebsaufnahme erfolgt, können 14 Plätze geschaffen werden. Das sind 1,5 Gruppen von Kindern unter drei Jahren. Für die Ausstattung entstehen keine Kosten, da diese durch Zuschüsse des Landes in voller Höhe gedeckt sind. Je Tiger kommen monatliche ungedeckte Betriebskosten von etwa 4.800 Euro zusammen. Somit muss die Stadt einen Gesamtbetrag von 115.200 Euro aufbringen: für Bürgermeister Stefan Martus und die Fraktionssprecher eine nachweislich kostengünstige Variante.

(Schmidhuber)

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