Nachtwächter mit Hellebarde, Horn und Laterne unterwegs

„Philippsburger Kunst-, Museums- und Genussnacht“ fand Riesenzuspruch

Der bärtige Nachtwächter aus vergangenen Jahrhunderten gehörte zu den besonderen Attraktionen. Mit Hellebarde, Horn und Laterne schritt er die ehemalige Festungsstadt ab, sorgte mit strengem Blick – wie gewohnt – für Ruhe und sagte die Stunden an. Damit bereicherte der Ordnungshüter die „Philippsburger Kunst-, Museums- und Genussnacht“, die seit ihrem Bestehen noch nie so gut besucht war wie diesmal, meinten nacht- und festerfahrene Besucher.

Bei angenehmem Halloween-Wetter machten sich Scharen aus Philippsburg, den Stadtteilen und den umliegenden Gemeinden auf den Weg, um an der angekündigten „Erlebnisvielfalt in der Stadtmitte“ teilzuhaben. Sechs Stunden lang ließen Jung und Alt die Nacht zum Tage werden. An vielen Orten gab es magnetisch wirkende Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorführungen und Besichtigungen. Alle Beteiligten, darunter die Kommune, Vereine (mit den ULis sogar eine Wählervereinigung), die Musikschule, Interessensgruppen, Musikbands, Gastronomie und Geschäftswelt mit jeweils offenen Türen, hatten einen Event auf die Beine gestellt, der die ganze Region anlockte.

Hunderte von „Nachtschwärmern“ ließen sich vom Stadthistoriker Ekkehard Zimmermann das 400 Jahre alte Festungs- und Schlossmodell zeigen. Geöffnet war neben dem Waffenmuseum auch das Heimatmuseum und der Felsenkeller. In der Museumsscheune gab es Heimatfilme zu sehen und in der Hofeinfahrt eine Sammlung aller Philippsburger Uz- und Necknamen. Alle Präsentationen fanden ein unerwartet breites Interesse. Auch der Nachtwächterrundgang mit Zimmermann als „Touristenführer“ und Häußler als singender Laternenträger. Kein Durchkommen gab es im alten fürstbischöflichen Haus, wo die hauseigene Brauerei zu einem Bierchen einlud.

Ein reges Treiben herrschte auf dem proppevollen Marktplatz und Ile-de-Re-Platz. Da gab es Musik und Unterhaltung, Einkaufsmöglichkeiten und allerlei leibliche Genüsse. Die „Badner Schalmeien“ spielten wie die Weltmeister – und das an mehreren Plätzen. Um die rund 50 verschiedenen Nachtangebote wahrzunehmen, reichte meist die Zeit nicht aus. Wer wollte, durfte auch zwei Feuershows bestaunen und ein großes Feuerwerk genießen.

Mit einer „Nacht der offenen Kirche“ wartete Pfarrer Thomas Maier auf. Doch diesmal stand nicht er im Mittelpunkt des Geschehens, sondern die historisch versierte „Kirchenmaus“ Philippus Albino. Wen der Bummel durch die Stadtmitte nicht müde machte, konnte in der Musikschule eine „Kreistanz für jedermann“ erlernen. Zum weiteren Nachtprogramm gehörten etwa ein Lichterlabyrinth vor dem Pfarrhaus, ein langer Informationsstand „Mantrailing mit dem Hund“, Kinderschminken für kleine Geister und Gespenster, Stände mit kunsthandwerklichen Angeboten. An vielen Orten warteten ausgefallene Philippsburger Spezialitäten auf Liebhaber, so das berühmte einzigartige Vatikanbrot, das selbst der Papst nicht kennt.

(Schmidhuber)

Zurück