„Prototyp eines guten und bewährten Notariats“

Auflösung des Notariats Philippsburg mit Verabschiedung der beiden Notare

Am Jahreswechsel wird es Geschichte sein: Das Notariat in Philippsburg, das es 166 Jahre lang gegeben hat, ist dann aufgelöst. Der seitherige Notar Sebastian Zander wird nach 13 Jahren, seine Kollegin Eva Büttner nach eineinhalb Jahren vor Ort nunmehr die Türen der Amtsstuben in der historischen Stadtmitte schließen. Mit Wehmut und großem Bedauern verabschiedeten sich die bisherigen Notare bei einer kleinen Aufhebungs-Feierstunde von ihren Kunden, Ratsschreibern, Bürgermeistern, Behördenvertretern und Wegbegleitern.

Zander wechselt im neuen Jahr nach Weinheim, Eva Büttner nach Schwetzingen. Mit der Schließung des Notariats gehe eine lange Tradition zu Ende, da das Amt erstmals 1841 erwähnt ist. Betroffen ist nicht nur die Standortgemeinde selbst, sondern auch der Einzugsbereich Waghäusel und Oberhausen-Rheinhausen. „Das Notariat zeichnete sich durch Kompetenz, Bürgernähe und kurze Wegen aus“, erklärte Bürgermeister Stefan Martus. „Nur ungern trennen wir uns von unserem Notariat, das für uns immer einen hohen Stellenwert hatte.“

Die Auflösung müsse nicht bedeuten, dass diese „für alle Ewigkeiten“ gelte, tröstete der scheidende Notar. Vielleicht ergeben sich später einmal Strukturveränderungen. Um den Verlust - zuletzt war es das benachbarte Grundbuchamt - etwas abzumildern, sollen wöchentliche Sprechtage von freien Notaren angeboten werden, stellten Zander und Martus in Aussicht. Als Philippsburg-Ersatz stehen Bruchsal, Schwetzingen, Speyer oder Germersheim zur Verfügung.

Hintergrund der für die Region unerfreulichen Entwicklung: Zum 1. Januar 2018 werden die staatlichen Notariate im Land aufgelöst. Die Aufgaben der bisherigen Amtsnotariate nehmen dann freie Notare wahr. Eine Ausnahme sind die Nachlasssachen, die künftig auf die Amtsgerichte übergehen. Also schließt zum Jahresende „Philippsburg“ wie rund 300 andere staatliche Notariate in Baden-Württemberg.

Um Beurkundungen kümmern sich dann selbstständige, freiberufliche Notare. Jörg Müller als Präsident des Landgerichts Karlsruhe fühlte mit den Betroffenen und sprach von einem „Prototyp eines guten und bewährten Notariats“, was Bundestagsabgeordneter Olav Gutting bestätigte. Mit Lobes- und Dankesworten und Blumensträußen würdigte Müller auch die verdienstvolle Arbeit der seitherigen Mitarbeiter, Rosalinde Decker (44 Jahre dabei) und Cäcilia Göbel (40 Jahre an Bord) sowie des weiteren Teams mit Tamara Will, Gudrun Burger, Sandra Herzel und Mariella Fischer. Mit Musikstücken versüßten Matthias Hutter und die junge Anna Büttner die eher traurige Abschiedsveranstaltung.

Schmidhuber

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