Rheinsheimer auf Ärztesuche in Karlsruhe

Beim Ärztekongress zahlreiche Flyer verteilt und Gespräche geführt

Eine ungewöhnliche Aktion haben Rheinsheims Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner und zwei weitere Mitglieder des Ortschaftsrates gestartet. Zu dritt gingen sie höchstpersönlich auf Arztsuche. Seit vier Jahren hat der Stadtteil mit seinen rund 3.000 Einwohnern keinen Hausarzt mehr, erstrecht keinen Facharzt, alle Versuche sind bislang gescheitert, die Nachfolge zu sichern. Auch die Stadtverwaltung kam nicht mehr weiter. Jetzt haben Jasmine Kirschner, Birgit Westermann-Hartfelder und Peter Haake das Heft in die Hand genommen.

Wie erreichen wir möglichst viele Ärzte, war die Frage. Am besten bei einem Ärztekongress. Und ein solcher bot sich in Karlsruhe in der dm-Arena an. Dorthin fuhr das kämpferische Trio, stellte sich - der nasskalten Witterung zum Trotz - im zugigen Eingangsbereich auf, verteilte dort die selbst entworfenen Flyer und führte zahlreiche Gespräche. „So hundert Mediziner konnten wir erreichen“, lautet die positive Bilanz.

Erfreulich: Etliche junge Ärzte zeigten sich durchaus aufgeschlossen. Auch einige ältere Ärzte, die selber Nachwuchs im ländlichen Raum suchen, gaben ein paar gute Tipps, wo noch Interessen geweckt und Flyer verteilt werden könnten. Immer wieder war zu hören: Eine tolle und originelle Aktion. Respekt vor eurem Engagement und eurem unerschrockenen Auftreten.

Alles in allem haben wir unser Ziel erreicht: Rheinsheim wird wahrgenommen“, so die Ortsvorsteherin. „Unsere missliche Lage konnten wir als Botschaft transportieren.“ Immer wieder war zu erfahren: Der „Landarzt“ sei generell ein großes Problem. Denn junge Ärzte scheuen sich davor, von den Ballungszentren aufs flache Land zu wechseln und den schwierigen Abrechnungsmodus mitsamt den ganzen Verwaltungsarbeiten auf sich zu nehmen. „Für die Behandlung von Kassenpatienten werden wir zu schlecht honoriert“, lautete eine Aussage. Ohne ein paar Privatpatienten lohne es sich nicht, ließ ein Arzt wissen. Und ein anderer sagte: Das Risiko zur Selbständigkeit ist mir zu hoch.

Mit nach Hause nahmen die Kommunalpolitiker ein „überlegenswertes Modell“, eine „Zweigstelle“ einzurichten. Ein niedergelassener Arzt stelle einen jungen Arzt bei sich mit ein. Dann könnte dieser so drei oder vier Mal in der Woche eine Sprechstunde vor Ort abhalten.

Norbert Herkert, der letzte Hausarzt, hatte Rheinsheim vor etwa vier Jahren verlassen. Jetzt gibt es dort nur noch einen Zahnarzt. Den Tipp mit dem Ärztekongress bekamen die Rheinsheimer von Manuela Fettig-Killat, Ärztin in Philippsburg. Mit ihr hatte sich der Ortschaftsrat zu einem Informations- und Meinungsaustausch getroffen, um nach Perspektiven zu suchen.

(Schmidhuber)

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