Werwölfe und Vampire suchen Rheinsheim heim

Fastnachtsumzug mit 70 Wagen und Fußgruppen als Zuschauermagnet

Dass es im beschaulichen Rheinsheim auch leibhaftige Werwölfe und Vampire gibt, das hat jetzt der Rosenmontagsumzug offenbart. Unter die 70 Wagen und Fußgruppen mischten sich auch diese Kreaturen, die überall zubeißen. „Bisher habe ich gemeint, bei uns im Ort sind nur parteipolitische Werwölfe auf Opfersuche“, sagte vieldeutig schmunzelnd ein Zuschauer zu seinem Nachbarn.

An der Spitze des Festzugs machte der Spielmanns- und Fanfarenzug zusammen mit dem Pfälzer „GuggeGlucke“ unüberhörbar auf das Großereignis aufmerksam. Dass sich in die menschliche Narrenschar auch drollige Pandabären und lustige Affen, Bären, Papageien, Hühner, Mäuse und Bienen einreihten, mag dazu beigetragen haben, den Umzug als tierisch gut zu loben.

Eine fast unendlich anmutende Schlange motorisierter und nichtmotorisierter Teilnehmer zog in vereinter Glückseligkeit durch den Philippsburger Stadtteil, dessen Fastnachtszug inzwischen die halbe Pfalz anlockt. Dafür gilt er, dank der „Verpflegungsstationen“ am Straßenrand, als gemütliche Faschingsprozession. Entlang der Strecke standen begeisterte junge und ältere Fastnachter, winkten und klatschten, schunkelten und hellauten laut.

Einen Supermarkt im Ortsteil wünschte sich sehnlichst die einheimische Gruppe „Bauer & Brecht“. Als Tauben und Täubchen traten die „Friedensboten“ in Erscheinung, die in wenig friedlicher Zeit freudig begrüßt wurden. Mit der Zukunft der „Landwirtschaft beschäftigten sich gleich drei beschilderte Traktoren. Auf einem stand zu lesen: „Bauern sorgen für das Essen, niemand soll es je vergessen.“

Eigennützig schaute die Landjugend aus Herxheim über den Rhein und gab bekannt: „Bauer sucht Frau“. Die jungen Leute zeigten sich zuversichtlich, im badischen Rheinsheim die erhofften Schönheiten zu finden. Einen Gurkeneimer schleppten die fünf befrackten Straßensänger mit sich und erinnerten an die schönen Zeiten des bis 1974 selbstständigen Dorfs.

Auf Achse waren viele unheimliche Erscheinungen wie Hexen, Waldgeister und Höllendämonen. Kein Zauber ohne den Zauberer: Für Voodoo scheint der Ortsteil ein begehrtes Pflaster zu sein. Ein Wanderzirkus zeigte, was er alles zu bieten hat. Aus der Vergangenheit tauchten allerlei Gestalten auf, so Steinzeitmenschen, Wikinger und Ritter, Piraten und Gladiatoren.

Der Ruf Rheinsheims reicht bis ins „Weltall“ und irdisch bis nach Afrika und Asien, von wo aus Fastnachter in die europäische Metropole Rhonser eintrafen. Auch Jamaikaner, Safari-Abenteurer und Dschungel-Camper legten Wert darauf, sich in der Fastnachts-Hochburg sehen zu lassen.

Die Hochkarätigkeit des Umzugs zeigte sich auch an der Präsenz des Adels: So gaben sich bedeutende Zepterträger der Gegenwart ein Stelldichein, darunter Prinz Philipp LXXIII. mit Gefolge, das Prinzenpaar Vanessa I. und Marco III., schließlich Stockriewer-Durchlaucht Gerd, aus herzoglichem Geblüt.

 

W. Schmidhuber

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