Ärger mit deutlich erhöhten Preisen

Gemeinderat vergab 19 Aufträge im Umfang von knapp 1,2 Millionen Euro

„Geht’s den Firmen zu gut?“ In der Bürgerfragestunde zum Abschluss der Gemeinderatssitzung artikulierte ein Rheinsheimer seinen Ärger mit den „Riesendifferenzen“ zwischen den ursprünglichen Kostenschätzungen und den schließlich vorgenommenen Auftragsvergaben. „Auch wir haben unseren Unmut im vorausgegangenen nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung unmissverständlich zum Ausdruck gebracht“, verrieten zwei Stadträte. Wohl auch als Rechtfertigung dafür, dass alle 19 Aufträge für den Neubau des Feuerwehrhauses in Rheinsheim einstimmig und zumeist kommentarlos vergeben wurden.

Bei manchem Stadtrat und manchem Zuhörer verursachten die genannten Summen bemerkbares Kopfschütteln. Denn die Submissionsergebnisse lagen um 224.000 Euro über den Kostenschätzungen. Viele Firmen aus der Region hatten sich an den teils öffentlichen, teils beschränkten Ausschreibungen nicht beteiligt, zwar die Leistungstexte angefordert, aber kein Angebot abgegeben. In der Regel lagen unverständlich hohe Preisen vor, so dass der leise Verdacht aufkam, damit wolle sich der eine oder andere Betrieb einem Auftrag entziehen.

„Wir gehen davon aus, dass die Auftragsbücher voll sind“, äußerte sich Sitzungsleiter, Beigeordneter Dieter Day, auf Nachfrage zum Grund. „Eine Aufhebung und eine erneute Ausschreibung würde wenig erfolgversprechend sein. Die Preise könnten eventuell noch mehr ansteigen“, hieß es in der Verwaltungsvorlage. Erfreulich trotz der unerfreulichen Kostenerhöhung: Sieben Philippsburger Betriebe kamen zum Zuge, dazu fünf Firmen aus den unmittelbaren Nachbargemeinden. Insgesamt handelt es sich um Auftragsvergaben im Umfang von 1.160.000 Euro.

Den höchsten Betrag machten die Rohbauarbeiten aus, die öffentlich ausgeschrieben waren. Doch nur zwei Bieter wollten den Auftrag übernehmen. Das wirtschaftlichste Angebot lag bei 346.000 Euro - und damit 128.000 über der Kostenschätzung des Fachbüros. So musste der Gemeinderat schließlich bei allen Positionen überplanmäßige Mehrkosten genehmigen. Ob etwa Metallbauarbeiten (rund 133.000 Euro) oder Außenanlagen (112.000 Euro): Überall kamen erheblichen Abweichungen nach oben zustande.

Trotz des Ärgers hoffen Gemeinderat und Feuerwehr auf eine zügige Fertigstellung des Gebäudes mit Fahrzeug- und Gerätehalle. In Kürze folgt Huttenheim nach, wo auch ein neues Feuerwehrhaus vorgesehen ist. „Die Feuerwehrgebäude entsprechen nicht mehr den geltenden Vorschriften“, lautete das Ergebnis mehrerer Untersuchungen in 2014/2015.

In Rheinsheim ist die Feuerwehr in einem ehemaligen Farrenstall untergebracht, der vor 40 Jahren für die Florianjünger, die Rotkreuzler und die Wasserwehrleute umgebaut wurde. An beiden Gebäuden in den Stadtteilen nagt erkennbar der Zahn der Zeit. In Rheinsheim wird ein neues Feuerwehrhaus am Standort „Festplatz“ entstehen. Laut vorliegender Gesamtberechnung ergeben sich Kosten von 1,36 Millionen Euro.

(Schmidhuber)

 

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