Arztpraxis kommt ins umgebaute Rathaus
Gemeinderat schafft Voraussetzungen und nimmt erste Auftragsvergaben vor
Der Umbau des ehemaligen Rathauses in Rheinsheim, ein ortsbildprägendes Gebäude, geht voran – trotz einiger bedauerlicher Probleme. Ein wichtiges, kostenintensives Gewerk konnte nicht vergeben werden, da im Zuge der öffentlichen Ausschreibung kein Angebot eingegangen war. Ein anderes Gewerk hat sich gegenüber der Kostenschätzung um 16 Prozent verteuert. Schuld an dieser Entwicklung tragen, so Bürgermeister Stefan Martus, die derzeitigen regen Bautätigkeiten im ganzen Land und die enormen Preissteigerungen im Hochbau. Hinzu kommen Lieferengpässe in bestimmten Branchen.
In der Gemeinderatssitzung in der Bruhrainhalle nahmen der Rathauschef und die vier Fraktionen drei Vergaben vor. Den Einbau der Aufzugsanlagen wird eine Fachfirma aus Forst zum Preis von rund 170.000 Euro bewerkstelligen. Bei den Fenstern, Rollladen und Außentüren in einer Größenordnung von über 74.000 Euro hat das Gremium die einheimische Firma Peter Steinel beauftragt. In die Verantwortung der örtlichen Holzbaufirma Robin Frank kommen die Zimmerer-, Holzbau- und Dachdeckerarbeiten für mehr als 161.000 Euro.
Der dickste Brocken wären die Rohbauarbeiten gewesen. Doch dafür meldete sich niemand. Diese sollen jetzt, so der Vorschlag der Verwaltung, beschränkt ausgeschrieben werden, was wohl den Zeitplan etwas in die Länge ziehen dürfte.
Immerhin: Nach achtjähriger Wartezeit können jetzt die Voraussetzungen ergriffen werden, dass der Stadtteil mit seinen knapp 3.000 Einwohnern wieder eine hausärztliche Versorgung erhält. Alle Versuche der Ortsvorsteherin und des Ortschaftsrates, eine Nachfolge zu finden, scheiterten. Doch seit 2020 zeichnet sich eine Lösung ab: Ein Ärzteteam aus Kirrlach will das ehemalige Rathaus in Rheinsheim als „Praxis-Zweigstelle“ nutzen. Für die Stadt Philippsburg bedeutet das, die Vorkehrungen zu schaffen.
Vorgesehen ist eine Komplettsanierung mit Umbau des Obergeschosses zu einer Arztpraxis. Wie Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner auf Anfrage wissen lässt, wird der alte Verwaltungssitz – außerhalb Corona - nur oben als Lesecafe genutzt, unten stehen die Räume leer.
Aufgrund der Bausubstanz sind umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten vorzunehmen. Hinter dem Gebäude, im Hof, soll ein Aufzug den Zugang für Besucher erleichtern. Wie es weiter hieß, müssen die unebenen Fußböden ausgeglichen und Trennwände eingezogen werden. Eine Rundumerneuerung bedürfen die Strom-, Heizungs- und Sanitärinstallationen. Dazu gehört ein neues behindertengerechtes WC.
Das Bauvorhaben liegt im Förderbereich des „SSP“ (Soziale-Stadt-Programm) und kann bezuschusst werden. Laut der Kostenschätzung 2020 fallen Ausgaben von knapp 1,5 Millionen Euro an. Nach Abzug der Fördermittel von Bund und Land bleiben für Philippsburg rund 732.000 Euro übrig.
Schmidhuber