Aus dem Gemeinderat:
Philippsburg wehrt sich gegen Germersheimer Großlager
Statt 70 Tonnen gefährlicher Stoffe könnten es 15.250 Tonnen werden/ BI im Entstehen
Der Stadt Philippsburg droht Gefahr. So sieht es die Verwaltung, so sehen es die vier Fraktionen. Denn auf der gegenüberliegenden Rheinseite will die Firma DLA Distribution Europe, US Depot Germersheim, eine Erweiterung ihrer Lagermenge von 70 Tonnen auf angeblich 1.900 Tonnen – möglicherweise auch 15.250 Tonnen – genehmigt bekommen. Untergebracht werden sollen, wie es heißt, „sehr giftige, giftigen, brennbare, entzündbare oder ätzende Stoffen und Gemische sowie brennbare und nichtbrennbare Feststoffe“. Beantragt ist dies bei der zuständigen Kreisverwaltung Germersheim.
Verständnis dafür hat niemand in Philippsburg. Jetzt versucht die Stadt, die als direkte Nachbargemeinde erst im Nachhinein am Verfahren beteiligt wurde, den Fuß zwischen zu stellen und das Vorhaben zu unterbinden. Einmütig meldet der Gemeinderat seine Bedenken gegen die Erweiterung an, vor allem deswegen, weil das Gefahrenpotenzial der geplanten Anlage nicht hinreichend beurteilt wurde.
In der Gemeinderatssitzung erläuterte Bauamtsleiterin Gudrun Pilz-Haller die Sachlage und sprach von „rudimentären Informationen“ und „eher verwirrenden Unterlagen“. Das vorliegende ökologische Gutachten basiere auf einer Bestandserhebung aus 2008, sei für die tatsächliche Beurteilung von Natur und Landschaft überaltert und von daher nicht ausreichend. In der Sitzung gab es auch die Information, dass in Philippsburg eine Bürgerinitiative im Entstehen ist.
Nicht genügend dargestellt sei die Beeinträchtigung durch technisches Versagen, durch Naturkatastrophen oder aufgrund eines Anschlags. Die Gefährdung der näheren und weiteren Umgebung etwa durch eine Explosion, die zu einer weiten Ausbreitung der Giftstoffe führen könnte, komme im Gutachten und im Sicherheitsbericht zu kurz. Denn ein Katastrophenfall hätte erhebliche Auswirkungen auf die ganze Region, so die übereinstimmende Meinung im Gremium.
Bei genauen Recherchen und Auswertungen müsse von einer Gesamtmenge des einzulagernden Materials an problematischen Stoffen und Gemischen von insgesamt 15.250 Tonnen statt der in Aussicht gestellten 1.900 Tonnen ausgegangen werden, ließ Gudrun Pilz-Hailer wissen. Nach den vorliegenden Antragsunterlagen handelt es sich bei der Lagerung im Wesentlichen um die Produktgruppen Hydrauliköl, Getriebeöl, Frostschutzmittel, Enteisungsmittel und Säuren.
Für die Amtsleiterin ist das Gefahrenpotenzial unzureichend beurteilt. Genau so sah es CDU-Fraktionschef Hans-Gerd Coenen. Der Gemeinderat müsse seine erheblichen Bedenken anmelden und alle Abwehrmöglichkeiten, die sich verwaltungstechnisch bieten, ausschöpfen. Solidarisch mit den Gegnern des Großlagers in Germersheim erklärte sich Christopher Moll für die Freien Wähler.
Joachim Pöschel (SPD) verwies auf die kurze Luftlinienentfernung und auf das bereits vorhandene KKP-Zwischenlager. „Mit Lagerstätten sind wir bedient.“ An einer Veranstaltung der „BI Gefahrstofflager“ im nahen Lingenfeld hatte Peter Steinel (Uli) teilgenommen. Die Lage sei noch viel problematischer als in der Verwaltungsvorlage dargestellt. In Germersheim gehe man von 400 Gefahrguttransporten täglich aus.
„Wir liegen gerade 3,4 Kilometer entfernt“, meinte Rheinsheims Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner, die appellierte, alles Menschenmögliche gegen das Gefahrgutlager zu unternehmen.
Schmidhuber