Ausstellung bis 31. Dezember:

Philippsburg in der Zeit des Ersten Weltkrieg

In der zentralen Lazarettstadt wurden zeitweilig 700 Verwundete versorgt

1916, mitten im Ersten Weltkrieg: Zahlreiche Philippsburger Männer kämpfen als Soldaten an den Fronten, werden dort schwer verwundet oder sterben gar auf dem Schlachtfeld. In der Stadt, nicht allzu weit von der französischen Grenze entfernt, sind insgesamt sieben Heimatlazarette eingerichtet, wo zeitweilig mehr als 700 verletzte Soldaten ärztlich versorgt werden. Warum war die ehemalige Reichsfestung zu einem der größten Aufnahmelager geworden? Heimathistoriker Ekkehard Zimmermann nennt die zwei Gründe: die geografische Lage und die günstig gelegene Eisenbahnverbindung zwischen der Front und der rechtsrheinische Seite.

Am 28. Juli 1914 erklärte die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn dem Königreich Serbien den Krieg, etwa eine Woche später befanden sich alle europäischen Großmächte im Kriegszustand. Es war der Beginn eines nie da gewesenen Gemetzels, das bis 1918 dauerte und die Welt für immer veränderte. Vor diesem Hintergrund hat der renommierte „Club Rheingraf von Salm“ eine ungewöhnlich breitgefächerte Ausstellung unter dem Thema „Schicksalsjahr 1916 – Philippsburger Bürger im Krieg“ konzipiert. Einen konkreten Bezug bilden die Schlachten um Verdun und an der Somme vor 100 Jahren, wo etliche Philippsburger den Tod fanden.

Zu sehen und zu bestaunen sind im Festungs- und Waffengeschichtlichen Museum rund 700 Exponate, die zum Teil von privater Seite zur Verfügung gestellt wurden. Darunter sind besondere Erinnerungsstücke wie Fotos, Briefe, Feldpostkarten, Lebensmittelkarten, Orden und weitere Auszeichnungen, Gebrauchsgegenstände der Soldaten, Berichte von der Front, Fahnen von Kriegervereinen, Reservistenkrüge und –pfeifen. Auch ehemalige Kriegswaffen werden präsentiert. Auf Interesse dürften die Exponate aus Frankreich und die Dokumentation „Luftangriff auf Karlsruhe 1916“ stoßen, so der Hinweis von Uli Pfitzenmeier.

Bereichert wird die Ausstellung durch die „Zinnfigurensammler“. In den drei Stockwerken des Museums sind Dokumente zu entdecken, die bisher nicht der Öffentlichkeit zugänglich waren. Aufgestellt sind drei große doppelseitige Stellwände und zwei Bildschirme mit einer innovativen „Geschichts-App“. Dabei geht es um ausgewählte Schicksale junger Menschen, um Grundinformationen zum Weltkrieg und um geografische Karten mit den wichtigsten Orten und Ereignissen.

Als die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts wird der Erste Weltkrieg bezeichnet. Warum die Philippsburger das Jahr 1916 herausgegriffen haben, erläutert Salmclub-Präsident, Brigadegeneral a.D. Manfred Hofmeyer: Hier gab es die zentrale Lazarettstadt. In der „Hölle von Verdun“ starben 1916 mehr als 280.000 deutsche und 320.000 französische Soldaten. Zu den 500.000 Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen bei der Offensive der Alliierten an der Somme gehörten auch Philippsburger.

1916 kam es zum bis dahin schwersten Luftangriff des Krieges auf Karlsruhe, der vermutlich dem Bahnhof gelten sollte, aber die Besucher einer Vorstellung des Zirkus Hagenbeck traf. So verloren 120 Besucher, darunter 71 Kinder, ihr Leben.

Schmidhuber)

 

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