„Bestuhlungsaffäre“ und „Kindergarten-Verhalten“

Gemeinderat ärgert sich über Verhalten der Rheinsheimer Feuerwehr

Die sogenannte „Bestuhlungsaffäre“, wie sie inzwischen süffisant genannt wird, weitet sich aus. Jetzt ist der Abteilungskommandant der Feuerwehr Rheinsheim, Alexander Haffner, zurückgetreten. Unmittelbar nach der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend, an der er nicht teilgenommen hatte, lag sein Rücktrittsgesuch im Briefkasten des Gesamtkommandanten Rudolf Reiß. Eine unübliche Wortwahl kennzeichnete die Aussprache im Gremium. So war dort die Rede von der „Bestuhlungsaffäre“, von einer „Erpressungsmetalität“, einem unerträglich arroganten Auftreten und einem kindergartenähnlichem Verhalten.

Eigentlich sollte es im Rat nur um die Abwägungs- und Satzungsbeschlüsse zu den Bebauungsplanänderungen für die beiden Feuerwehrhäuser in Huttenheim und Rheinsheim gehen. Doch als aus Mitte des Plenums die Frage aufkam, ob es nach dem Vorfall in der Jahreshauptversammlung künftig in Rheinsheim vielleicht keine Feuerwehr mehr geben werde, machten etliche Stadträte ihrem angestauten Unmut Luft. Mehrere Sprecher riefen in Erinnerung, dass Haffner mit seinen Mannen protestmäßig die Sitzung verlassen habe, „um ein Zeichen zu setzen“ (Die BNN berichteten).

Aufgrund drohender Gewerbesteuerverlusten, etwa durch Goodyear und EnBW, müsse der Gemeinderat besser auf die Ausgabenfülle achten und die zwei „Mammutprojekte Feuerwehrhäuser“ etwas abspecken, hieß es. Weil sich unmittelbar nach dieser Grundsatzentscheidung im Zuge der Haushaltsvorberatungen die Rheinsheimer Florianjünger weigerten, den Versammlungsraum für die eigene Jahreshauptversammlung in Rheinsheim zu bestuhlen, „um ein Zeichen zu setzen“, musste die Philippsburger Wehr ausrücken und bei ihren Verweigerungskollegen die Stühle an die Tische stellen.

Diese offensichtlich „fehlende Kameradschaft“ habe er angesprochen, legte Stadtoberhaupt Stefan Martus dar. Deswegen und nicht wegen der Kürzung der Feuerwehrhaushauskosten seien die Rheinsheimer brüskiert aufgestanden und heimgegangen, wurde ihm nach dem Eklat angedeutet. „Die Abteilung Rheinsheim ist nach wie vor voll einsatzfähig“, bemerkte Reiß. Auch künftig gebe es dort eine Feuerwehr. Dem Rathauschef bescheinigten Jochen Pöschel (SPD) und Christopher Moll (FW) „betont sachlich“ argumentiert zu haben. Für Ingo Kretschmar (Uli) handelte es sich um eine inszenierte Aktion. Auch sprach er von Erpressungsmentalität und einem Kindergarten-Verhalten.

Laut Hans Brecht (FW) kam der Bürgermeister mit seinen sachlichen Argumenten gar nicht durch. Der Abteilungskommandant habe sich „daneben benommen“ und ein ungebührliches arrogantes Auftreten an den Tag gelegt. „Die Rheinsheimer Wehr hat ein Zeichen gesetzt, aber ein ganz miserables“, fand Peter Kremer. Um Milde bat Hans Gerd Coenen (CDU). „Jeder hat mal einen schlechten Tag“, meinte er zu Haffner. Auf Anfrage bestätigte Martus die Änderung der Gesamtkosten von ursprünglich 1,1 Millionen Euro, auf 1,25 Millionen, 1,34 Millionen und zuletzt 1,85 Millionen Euro. Jetzt sind wieder 1,25 Millionen angesagt. Reiß versicherte, in allen Phasen den Abteilungskommandanten umfassend informiert zu haben. Inzwischen kündigte die „unglückliche“ Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner einen Vermittlungsversuch an.

(Schmidhuber)

 

Zurück