Prinz Philipp LVVII. putschte sich auf den Thron

In Sachen Revolution kennen sich die Philippsburger aus. 1848/49 – in der Zeit der Badischen Revolution – galt die ehemalige Festungsstadt landesweit als die Hochburg revolutionärer Umtriebe. Damals wandten sich unerschrockene Freiheitskämpfer gegen die Auswüchse der Monarchie und gegen Adelsprivilegien. So war’s auch 2023, als die Nachkommen der Aufständischen auf einmal die Gene ihrer Vorfahren verspürten.

Im prunkvollen Palais sollte wieder das Volk regieren, zumindest über Fastnacht – das als Mindestforderung. Vorsichtshalber hatte sich der Nachfahre von Philipp von Sötern, „Durchlaucht Stefan“, bürgerliche Kleidung angelegt und sich als Hippie verkleidet. Half alles nichts: Majestät wurde abgesetzt und musste Rathausschlüssel und Geldschatulle abliefern. Ehefrau und Tochter mussten die Absetzung mitansehen.

Rund 200 Aufrührer hatten sich auf dem Vorplatz versammelt und forderten lautstark die Kapitulation. Trotz harmloser Gegenwehr seiner wenigen tapferen Getreuen ließ sich der Lauf der Geschichte nicht mehr aufhalten. Viele Revoluzzer hatten sich sogar Uniformen angezogen, stürmten sodann mit dem Schlachtruf aus alten Festungszeiten „Jetzt geht’s los“ die Rathaustreppe hoch, besetzten den als Schlafsaal bezeichneten Sitzungssaal und labten sich an den Tischen. Unterwürfige Rathausmitarbeiter stellten immer wieder Getränke und Knabbereien bereit.

An der Volkserhebung beteiligten auch verräterische Stadtväter, abtrünnige Prinzen mit ebenso abtrünnigen Garden, der starke Heimatschutz der „Stockriewer“, die Kampfeinheit der Narhalla, die Truppe der Geese und die konspirativen Schalmeien.

Wie zu erfahren war, hatten sich die Verschwörer bei einem Mitverschwörer A.A. getroffen, den sie schon zuvor zum neuen Philippsburger Prinzen gekürt hatten. Im Hof stärkten sie sich, tranken sich Mut an. Dann zog die riesige, zu allem entschlossene Schar zum Rathaus und stellte dem einsam gewordenen Herrscher ein Ultimatum.

(Schmidhuber)