Einigkeit darüber: Nie wieder Krieg

Gedenkveranstaltung auf Friedhof mit „Soldatenbrettern“

Mit einer Sternfahrt aus dem Umland, einer Ausstellung von „Soldatenbrettern“ unter dem Aufruf „Nie wieder Krieg“ und einer zentralen Gedenkveranstaltung hat die Stadt Philippsburg an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert. Als am 8. Mai 1945 – nach sechs Jahren blutigen Gemetzels und 12 Jahren brutaler NS-Diktatur - die Waffen endlich schwiegen, gab es etwa 60 Millionen Opfer zu beklagen. Städte lagen in Schutt und Asche, die Menschen litten Hunger, waren ohne Obdach oder auf der Flucht.

Bei der Kriegsgräberstätte mit den sechs markanten Denkmalen, vor wehenden Fahnen und loderndem Feuer vermittelten Bürgermeister Stefan Martus und Martin Michel vom „Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge“ ihre Botschaft: Auch 80 Jahre nach dem „Tag der Befreiung“ seien Frieden und Demokratie, Versöhnung und Völkerverständigung keine Selbstverständlichkeiten. Immer wieder müssten die Werte aufs Neue stabilisiert werden. „Die derzeitigen Konflikte weltweit zeigen, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen.“

Martus erinnerte unter Bezugnahme auf Zeitzeugen an die von den Deutschen verursachten Leiden, aber auch an die Plünderungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen nach dem Einmarsch der Franzosen und Marokkaner. In der Philippsburger und vor allem Rheinsheimer Bevölkerung seien die Erinnerungen an das Kriegsende und die brutalen Übergriffe unauslöschlich haften geblieben.

Stolz könne die Stadt auf ihre „Aussöhnungsleistung“ sein, auf die schon frühen Städtepartnerschaften mit Le Gua (1968) und Île de Ré (1974) in Frankreich. Mit ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte der Rathauschef die Verbreitung rechtradikalen Gedankenguts, wozu der in Philippsburg jüngst verbreitete „Ausverkauf der Heimat“ zählt.

Mahnende Worte, aus der Vergangenheit für die Gegenwart zu lernen, richteten Pfarrer Andreas Riehm-Strammer und Pastoralreferentin Renate Mayer-Franz an die rund 100 Teilnehmer. Für Pfarrer i.R. Michel gebe es ein heutzutage wichtiges 11. Gebot: „Sei nicht gleichgültig.“ Eine Gesangsgruppe der evangelischen Kirche und der Trompeter Fabian Barth mit „Ich hatt´ einen Kameraden“ bildeten eine würdige Programmbereicherung.

Dazu gehörten eine Kranzniederlegung mit stillem Gedenken und die Präsentation von sieben „Soldatenbrettern“ der Künstlerin Bali Tollak. Dabei handelt es sich um Bestandteile alter bayerischer Bestattungsriten. Die zwei Meter hohen und 35 Zentimeter schmalen Tafeln sind mit volkstümlichen Gedanken zum Tod und Krieg beschriftet und bunt bemalt.

Dem knapp einstündigen Akt schloss sich ein gutbesuchtes Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Ulm in der Bruhrainhalle an. Seit 2008 kommen verschiedene Orchester der Bundeswehr – im Zeichen des friedvollen Miteinanders – an den ehemaligen Garnisonstandort und musizieren für karitative Zwecke. Über das Konzert wird separat berichtet.

 

(W. Schmidhuber)

Zurück