Ende des Atomzeitalters naht auch in Philippsburg

KKP-Informationstag zur „Rückbaustrategie“ mit Baustellen-Besichtigung

Das Ende des Atomzeitalters naht. Auch in Philippsburg. Seit 2011 ist Block 1 endgültig abgeschaltet, Block 2 darf nur noch bis 2019 betrieben werden. Von 2012 an hat die EnBW eine „Rückbaustrategie“ entwickelt, deren Ergebnis bereits als Baustelle auf dem Gelände des Kernkraftwerks zu sehen ist. Eine Menge an Informationen gab es zum Rückbau beim Informationstag des KKP. Doch nur etwa 80 Besucher vorwiegend aus Philippsburg, Waghäusel und Oberhausen-Rheinhausen, darunter Rheinsheims Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner als einzige Kommunalpolitikerin, fanden sich im Informationszentrum zu den Vorträgen, Diskussionen, Erläuterungen an den Schautafeln und zu den angebotenen Baustellen-Besichtigungen ein.

Bis alles soweit ist, wie es werden soll, dauert es noch lange. Letztlich soll kein Gebäude des ehemaligen Kernkraftwerks mehr auf der Rheinschanzinsel übrig bleiben. Wohl nur das Standort-Abfalllager. Dieses Gebäude und das Reststoffbearbeitungszentrum sind derzeit im Bau. Benötigt wird noch ein Sozial- und Infrastrukturgebäude. Wenn in Philippsburg alles optimal läuft, ruhen sodann die jetzt vor Ort zwischengelagerten Castoren im fernen Gorleben oder anderswo, die Reststoffe aus dem Standort-Abfalllager im Schacht Konrad. „Aber bis dorthin ist es noch ein sehr weiter Weg“, befürchteten auch die Nichtfachleute.

Seit der Abschaltung des Blocks 1 im Jahr 2011 arbeite die EnBW mit Nachdruck an der Vorbereitung der Stilllegung. „Unser Ziel ist ein zügiger und effizienter Rückbau“, betonte Jörg Michels, Vorsitzender der EnKK-Geschäftsführung. „Der Rückbau ist komplex, aber erfolgreich geübte Praxis.“ Insgesamt 100 Mal 220 Meter beanspruchen alle drei Gebäudekomplexe zusammen. Die Genehmigung für den Abbau des Blocks 1, derzeit in der sogenannten „Nachbetriebsphase“, werde bis Ende des Jahres erwartet. Aktuell produziert Block 2 noch Strom, soll aber spätestens zum 31. Dezember 2019 vom Netz. Die Genehmigung für die Stilllegung und den Abbau wurde im Juli 2016 beantragt, hieß es. Weit über 100 Millionen Euro dürften die Kosten für den Rückbau verschlingen.

Vom gesamten Abbruchmaterial gelangen rund 92 Prozent auf direktem Weg in den konventionellen Stoffkreislauf, so acht Prozent kommen in die Reststoffbearbeitung. Etwa ein Prozent mache der radioaktive Abfall aus, der für die Zwischen- und Endlagerung bestimmt ist, so die Aussage der EnBW-Vertreter. In den Frage- und Diskussionsrunden meldeten sich auffallend viele versierte Besucher zu Wort und hakten immer wieder nach. Zum Abriss der zwei markanten Kühltürme gebe es noch keinen exakten Zeitplan, hieß es. Anders hatte es in der Gemeinderatssitzung im Frühjahr geklungen, als der neue Standort für den Konverter vorgestellt wurde. Jetzt heißt es, es gebe es noch keinen genaue Terminfestsetzung. Mit der TransnetBW, die auf dem geräumten Teilgelände ihr Gleichstrom-Umspannwerk platzieren will, seien erst noch die Rahmenbedingungen zu klären, so Stabsstellenleiter Lutz Schildmann.

(Schmidhuber)

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