Faschingsumzug durch die Stadt: Uniformierte, Henker und Piraten

Nach der Enthronisierung des Stadtoberhaupts ging es Schlag auf Schlag: Die neuen Machthaber von der „Narhalla“ organisierten einen Umzug (oder Freudenzug?) durch die mühelos eroberte Stadt. In Erinnerung an die guten alten Festungszeiten führte die Abteilung „Närrische Bagasch“ ein Fallbeil mit. Bis 1799 galt Philippsburg als mächtigstes Bollwerk am Rhein. Jetzt soll das, wie es hieß, „bastionäre Befestigungssystem“ wiedererrichtet werden. Mit Hinweis auf die hohen Mauern um das Neubaugebiet „Erlenwiesen“ verkündeten einige Nostalgiker: „Feschdungsschdadt mit Tradition – die neue Mauer steht ja schon.“

Weil die Stadt mit seinen territorialen „Eroberungen“ am Wasser liegt, tauchten sogleich finstere Gospelpiraten auf: alles Frauen, die den Männern das Fürchten lehrten. Angeführt wurde der Zug von Kanonieren des „1. Schützenvereins“ unter Führung von Thomas Biesenberger, der es mehrmals gewaltig krachen ließ. Den gnädig winkenden Prinzen begleiteten mehrere Garden.

Doch widmeten sich die Teilnehmer am Philippsburger Spektakel nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart: „Mit dem Abriss geht es nicht voran, drum müssen jetzt die Rhofas ran“ war auf einem Wagen zu lesen, auf dem zwei Kühltürme standen, die immer noch auf die angekündigte Sprengung warten.

Statt „Fridays für Future“ forderte eine durstige Schar: „Fridays für Schorle“. Wohl als Beitrag gegen das Bienensterben stellte eine Gruppe ihr neues Bienenhotel vor. 2020 tauchte eine neue Art von Flüchtlingen auf: Eisbären als Klimaflüchtlinge. „Forever young?“ hieß es beim altersgemischten SKC, der jedes Jahr mit originellen Ideen auffällt. Als Sauberkeitsfanatiker stellte sich eine 20-köpfige Clique vor.

Etliche harmlose „Tierchen“ beteiligten sich am 71. Fastnachtsumzug, etwa Uhus, Frösche, Mäuschen, Butterflys. Trotz der Tatsache, dass im alten Philippsburg etliche Hexen auf dem Scheiterhaufen landeten, wagten sich 2020 jüngere und ältere Hexengestalten an die Öffentlichkeit.

Weitere furchterregender Erscheinungen gesellten sich hinzu: so Höllendämonen und gehörnte Unholde, die sich den Tausenden von Zuschauern an der drei Kilometer langen Strecke präsentierten.

„Die Fasenachter waren gut drauf, lustig und fröhlich, motiviert und in bester Stimmung“, ließen Gerhard Weick und das Begrüßungskomitee wissen, das auf dem Ile-de-Re-Platz am Mikrophon die einzelnen Gruppen vorstellte. Nach dem gut dreistündigen Aufmarsch gab es Prämierungen für die originellsten Teams. Auf Platz eins landeten die Venezianer aus Wiesental, gefolgt von den Bienenfans und vom heimischen Tennisclub.

Schmidhuber

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