Faszinierendes farbenfrohes fröhliches Rathaus

Künstlerinnen Heike Wilhelm und Anja Hardt präsentieren ihre Gemälde

Bislang hingen an den Wänden noch die historischen „Manuscriptpläne“, die den kriegerischen Verlauf um Philippsburg verdeutlichten. Im Polnischen Erbfolgekrieg 1734 wollten die Franzosen, was ihnen letztlich auch gelang, die Stadt vereinnahmen. Knapp 300 Jahre später vereinnahmten mit Heike Wilhelm und Anja Hardt zwei Saarländerinnen die ehemalige Reichsfestung: allerdings auf ihre Weise, auf ganz friedvolle Art.

„Während bei den Kriegsplänen sehr schnell das Ziel erkennbar ist, benötigt man dafür jetzt etwas länger, ja jeder muss sich zunächst die Frage stellen, was wollen Anja Hardt und Heike Wilhelm mit ihren Arbeiten eigentlich ausdrücken“, äußerte sich Organisator Rudolf Scheuer. Die Kunst der beiden Frauen gebe nicht vor, was Sache ist, sie lasse den Betrachtern alle Freiräume. Da nirgendwo Bildtitel oder Beschreibungen zu sehen waren, hatte jeder Besucher die Möglichkeit, die Darstellungen zu deuten und zu bewerten, frei zu interpretieren, was die Aussagen sein könnten.

„So bunt und damit so lebhaft ging es hier noch nie zu“, äußerte sich eine Rathausmitarbeiterin. „Solche farbenfrohen und geradezu fröhlichen Bilder heben die Stimmung in der Verwaltung“, meinte ein Besucher zu der ihn faszinierenden Ausstellung. In der Tat, so viel Farbe gab es noch nie im Rathaus. Rund 50 meist großformatige Gemälde schmücken die ansonsten weißen Wände und Fluren.

Immer wieder verwandeln hochkarätige Künstler aus der Region und dem süddeutschen Raum den Philippsburger Verwaltungssitz in einen Musentempel: vor allem dank des Netzwerkes von Rudolf Scheuer, Kunstexperte und Ausstellungsmanager der Stadt, der bei der Vernissage zusammen mit Galerist Mathias Beck auf die Besonderheit der geradezu aufleuchtenden Werke hinwies. Bedauerlicherweise, wie es hieß, hatte die Zweite im Bunde, Anja Hardt, kurzfristig absagen müssen, doch hängen ihre Bilder auch in den zwei Stockwerken. Mit dem Bezug des neuen Rathauses 2008 war bewusst auf „Kunst am Bau“ verzichtet worden. Stattdessen wollten die Verantwortlichen „Kunst im Bau“, was jetzt mit der Ausstellung wiederum bestens gelungen ist.

Heike Wilhelm lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Zweibrücken. Inspiriert werde sie bei ihrem kreativen Schaffen vom ständigen Wandel, den fließenden Veränderungen, die, wie sie sagt, „alle unsere Daseinsbereiche betreffen.“ Für sie gilt: „Veränderung bedeutet immer Bewegung.“ Beim Entstehungsprozess lässt die Künstlerin Lackfarben fließen, nimmt Einfluss auf das Geschehen, indem sie den Fluss der Farben dirigiert, stoppt, verdrängt, um den für sie spannenden Moment auf das Papier zu bannen.

Anja Hardt, eine ebenso ambitionierte Saarländerin, hat schon in frühester Kindheit mit dem Zeichnen begonnen und mit allen möglichen Materialien gearbeitet. „Künstlerisch tätig zu sein, das ist für mich ein Grundbedürfnis, da Kunst mir die Selbstbestimmtheit erlaubt, die letztlich Freiheit bedeutet. Was ich mit Worten nicht auszudrücken vermag, gelingt mir in meinen Bildern und durch meine Bilder.“

 

Schmidhuber

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