Festung mit Soldaten und Söldnern wie anno dazumal

Dreitägiges Spectaculum auf dem berüchtigten „Pfählmorgen“ mit Soldatenlager

Direkt ins Mittelalter versetzt fühlten sich die Menschenmassen. Genau so könnte es vor knapp vier Jahrhunderten vor den Toren Philippsburgs ausgesehen haben: Soldaten belagern die gerade erbaute Festung und haben ringsum ihr Lager aufgeschlagen. Vor den Mauern herrscht ein reges, geschäftiges Treiben. Zum Truppenaufgebot im großen Feldlager gehören nicht nur schwer bewaffnete Soldaten und Söldner, sondern auch die üblichen Heeresbegleiter wie Gaukler und Jongleure, Musikanten und Marketenderinnen, Händler und Quacksalber, Bettler und allerlei Gesindel. Um die Bedürfnisse sorgen sich die Krämer und bieten dringend und weniger dringend benötigte Waren an.

Einzig die zwei neuzeitlichen Kühltürme am Horizont stören die Kulisse und beeinträchtigen die Idylle. Philippsburg 2017 zieht wie in den früheren Jahrhunderten Scharen von Fremden an, einige sogar aus dem Ausland. Wer etwas auf sich hält, zeigt sich mit Schwert und Speer, Helm und Harnisch. Doch die Haudegen haben nichts Böses im Sinn, Zerstörungen bleiben aus. Was die wohl Tausende von Besuchern des dreitägigen „Spectaculums“ erleben, ist eine Reise zurück in die Vergangenheit, so ab der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs.

Ins Auge fielen vor allem die Landsknechte in ihren bunten Kostümen und Pluderhosen, mit ihren wallenden Federn an den Baretten. Um deren Wohl kümmerten sich Eheweiber und sogenannte Trossweiber gemeinsam. An vielen Plätzen flatterten Standarten, patrouillierten Reiter hoch zu Ross, wurden Schaukämpfe ausgetragen. Das wilde Lagerleben mit Lagerfeuern und offenen Kochstellen, mit Schmieden und Krämerbuden gefiel allen Nostalgikern. Breite Aufmerksamkeit fanden die präsentierten Uraltberufe, etwa 30 an der Zahl, so die Seifensiederin, der Lederer, Glasbläser, die Gewandungsschneiderin, Spinnerin, Filzerin, der Laternenbauer und Papiermacher.

Die Stätte früherer Pfählungen – daher der Name - bot Platz für gut 50 imposante Spitz- und Rundzelte. Vor allem imponierten der Mittelaltermarkt mit rund 80 Handwerkern, Händlern und Krämern wie auch das abwechslungsreiche Kulturprogramm: Zeitfenster zu längst vergangenen Tagen. Ständig traten Musikanten auf und erfreuen das Publikum mit alten Trink- und Tanz-Liedern. Vorzügliche Unterhaltung, Jonglage, Schabernack und Artistik garantierten die Gaukler. Zum Höhepunkt wurden die Feuershows.

Schon der Auftakt war gewaltig ausgefallen: Gut 400 Akteure in historischen Gewändern marschierten in einem langen Zug zur Markt-Proklamation und zum Fassanstich des Gebräus namens Bier. Dem amtierenden Festungskommandanten Dieter Day, der mit einer großzügigen Willkommenskultur punktete, bekam wegen seines weißen Hemds den Beinamen “Der Unbefleckte“ verpasst.

(Schmidhuber)

 

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