Fortsetzung des Energiestandorts Philippsburg? Gemeinderatsmehrheit stellt Weichen für Tiefengeothermie

Mehrheitlich hat der Gemeinderat innerhalb von 14 Tagen eine weitere Weichenstellung vorgenommen: In der Tiefengeothermie (TG) erkenne er eine „Chance, den Anteil erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene auszubauen.“ Mit 12 Stimmen der Uli-Fraktion, der Freien Wähler und der SPD kam der Wunsch zum Ausdruck, dass die Deutsche Erdwärme (DEW) im Bereich des 1995 aufgegebenen NATO-Tanklagers bei Huttenheim zwei Bohrtürme und ein Kraftwerk errichtet. Stimmenthaltungen und Neinstimmen stammten von der geschlossenen CDU, Peter Haake (SPD) und Gaby Verhoeven-Jacobsen (Uli).

Von dem Projekt verspricht sich die Stadt, wie mehrmals zur Sprache kam, eine (Teil-)Rekultivierung des noch umzäunten alten Militärgeländes, in dem 19 Öltanks im Boden stecken, über deren Zustand nichts bekannt ist. Allerdings gehört das Gelände nicht der Stadt, sondern dem Bundesamt BAIUD der Bundeswehr. Somit steht noch ein Einvernehmen aus.

Das Projekt stellte Roman Link als Vertreter des Investors vor und erläuterte einige Sicherheitsaspekte, etwa die Ampelschaltung am 3.800 Meter tiefen Bohrloch und die Standardverbesserungen gegenüber anderen TG-Kraftwerken, wo sich Erdbeben ereignen und ereignet haben. Bis 2025 soll der Huttenheimer Bohrplatz gebaut sein.

Explizit nannte Link den Vorteil, dass Philippsburg „die Tradition als Energiestandort fortsetzen kann.“ Mittelfristig werde ein kommunales Wärmenetz entstehen und Philippsburg könnte sodann zum „Knotenpunkt der regionalen Wärmversorgung“ werden. Aufhorchen ließ die erstmalige Zusage, dass die Stadt mit einer regelmäßigen Gewerbesteuereinnahme und mit einer Beteiligung am Wärmeumsatz rechnen dürfe.

Für die Anlage werde laut DEW eine zusammenhängende Fläche von zwei bis drei Hektar benötigt. Das angedachte Areal liegt in der Molzau, zwischen der Grillhütte und der 700 Meter entfernten Wohnbebauung zu Huttenheim, hieß es im präsentierten Exposee. In Aussicht stellte die DEW, einen Teil des Tanklagers für Kraftwerk und Betriebsgebäude zu nutzen und eine Durchfahrt in der Mitte vorzusehen.

Auf eine frühzeitige Beteiligung der Bürgershaft pochte Hans-Gerd Coenen (CDU). Eine „reine Prüfung“, wie es die Verwaltung vorsehe, sei zu wenig. Wer etwa gebe seine Heizung zugunsten eines teuren Wärmenetzes auf, wollte er wissen, hinterfragte Gesamtkosten und Anschlusszwang. In der Renaturierung eines problematischen Geländes sieht Peter Kremer (FW) ein ebenfalls wichtiges Kriterium für ein Ja. „Wir brauchen die Energiewende“, betonte Peter Steinel (Uli). Für ihn stehe der Nutzen im Vordergrund. Die SPD bewerte das Projekt positiv, sagte Jasmine Kirschner und hoffe auf Gewerbesteuereinnahmen.

Der Gemeinderat werde das Projekt konstruktiv begleiten, empfahl Bürgermeister Stefan Martus (Uli) als Beschluss in seiner Sitzungsvorlage. Dort ist auch eine „Prüfung der Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkeiten der Bürgerschaft“ vorgesehen: Zu vage, das hatten in der Aussprache CDU und FW ergebnislos beanstandet.

(Schmidhuber)

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