Geänderte Nachfragen und Wünsche der Eltern
Betreuungszeiten in Philippsburger Kindergärten sollen optimiert werden
Die Betreuungszeiten in den beiden Kindergärten Villa Kunterbunt und St. Maria werden optimiert. Einen detailliert begründeten Antrag, die Öffnungszeiten den aktuellen Bedürfnissen, Nachfragen und Wünschen anzupassen, legte die Verwaltung dem Gemeinderat vor. Dazu gab das Gremium mehrheitlich seine Zustimmung. Über die Finanzierung der entstehenden Mehrkosten muss noch gesprochen werden. Voraussichtlich wird die Stadt die Eltern zur Kasse bitten.
Konkret besteht der Beschluss aus drei Teilen: Der Gemeinderat stimmt der Umwandlung einer Ü3-Regelgruppe (über drei Jahre) in der Villa Kunterbunt in eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr zu. Außerdem gab das Gremium seinen Segen zur Erweiterung einer Ü3-Regelgruppe mit VÖ-Zeiten, dann zur Erweiterung einer Ü3-VÖ-Gruppe zur Ganztags-VÖ-Gruppe und schließlich zur Umwandlung einer U3-VÖ-Gruppe in eine U3-Ganztags-Gruppe: alles im katholischen Kindergarten St. Maria.
Die Umsetzung der Änderungen ist betriebserlaubnispflichtig und führt aufgrund der Mindestpersonalschlüsselvorgaben zu einem personellen Mehrbedarf von 2,67 Stellen. Davon entfallen auf die Villa Kunterbunt 0,39 und auf St. Maria 2,28 Stellen. Bei durchschnittlichen Personalkosten von 50.000 Euro je Stelle ergeben sich jährliche Mehrkosten von rund 133.500 Euro. Amtsleiter Erich Schweikert berichtete von einem „bundesweiten Trend“, der jetzt auch in der Region und in der Stadt Philippsburg angekommen sei.
Neben der deutlich größer gewordenen Nachfrage nach Plätzen für Kleinkinder entsprechen die klassischen Betreuungszeiten nicht mehr dem tatsächlichen Betreuungsbedarf der Eltern. Gewünscht und gefordert werden Plätze mit durchgehenden und längeren Betreuungszeiten. „Der uneingeschränkte Rechtsanspruch auf einen bedarfsgerechten Betreuungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr erstreckt sich auch auf die Betreuungszeiten“, informierte Schweikert.
Wie es hieß, ändere die Optimierung der Betreuungszeiten nichts am Bedarf für einen neuen Kindergarten in Philippsburg. Nur durch eine Erhöhung der Elternbeiträge ließen sich die entstehenden Mehrkosten reduzieren. Die Verwaltung will dem Gemeinderat hierzu noch Vorschläge machen, doch fehlen derzeit die Empfehlungen der Spitzenverbände zu den Elternbeiträgen, die landesweit als Grundlage gelten.
Wie sieht die konkrete Finanzierung aus? Diese Frage spielte für die vier Fraktionen eine große Rolle. Kritisch hinterfragte Hans Gerd Coenen (CDU) die bisherige Handhabung, dass die Allgemeinheit für Einzelwünsche zahle, die letztlich der Einkommensoptimierung der Eltern dienen. Die Stadt bezuschusse jeden Kindergartenplatz jetzt schon mit rund 5.000 Euro. Ähnlich sah es Ingo Kretschmar (Uli). „Wir können nicht weiter nach dem Motto verfahren: Wünsch dir was.“ Nachfragen zu den Zusatzkosten kamen von Christopher Moll (FW) und Stephan Seifert (SPD).
SPD-Sprecher Jochen Pöschel brachte seine Verärgerung zum Ausdruck, „dass Gesetze beschlossen werden, ohne die Finanzen zu liefern.“ Laut Sitzungsleiter und Beigeordnetem Dieter Day liegt die Kostendeckung durch Elternbeiträge bei gerade 13,5 Prozent. Um den Aufwand halbwegs verursachergerecht umzulegen, müssten die Elternbeiträge „erheblich nach oben angepasst werden.“
(Schmidhuber)