Hochwertiges Ackerland und wertvoller Wald erhalten

Stadt Philippsburg schreibt Brandbrief an Ministerpräsident Kretschmann

Angesicht der derzeit gesamtpolitischen Lage, in der Themen wie Nahrungsmittelproduktion, Ernährung, Klimaschutz und Naturerhalt eine wichtige Rolle spielen, hat sich die Stadt Philippsburg mit Bürgermeister und Gemeinderat zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen.

In einem einmütig beschlossenen Brandbrief an den Ministerpräsidenten des Landes, Winfried Kretschmann, heben sie die Problematik mit der Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahme „Dammrückverlegung auf der Insel Elisabethenwört“ hervor und bitten eindringlich darum, die höchst strittige Planung zu überdenken.

Die rund 400 Hektar große Insel soll nach den Plänen des Regierungspräsidiums Karlsruhe als ein weiterer Rückhalteraum dem Hochwasserschutz dienen, heißt es einleitend dem Schreiben. Vorgesehen ist demnach eine Dammrückverlegung: Der Rheinhochwasserdamm wird in Teilen zurückgebaut, je nach Rheinwasserstand wird die Inselfläche geflutet.

Doch bietet diese „Rückhaltevariante“ nicht nur einen geringeren Hochwasserschutz gegenüber den „gesteuerten Varianten“, sie schränkt auch die land- und forstwirtschaftliche Nutzung der Inselfläche erheblich ein.

Um dem Hochwasserschutz gerecht zu werden, schlägt die Stadt Philippsburg die Einrichtung eines „Katastrophenpolders“ mit Verstärkung der bisherigen Dämme vor. In einem Hochwasserfall würde demnach eine vorbereitete Bresche in den Rheinhochwasserdamm geschlagen und die Insel geflutet.

Aufgrund der derzeitigen geopolitischen Lage, gekennzeichnet durch den Krieg in der Ukraine und durch Engpässe und Preissteigerungen bei Lebensmitteln, sollte die derzeitige Planung dringend überdacht werden.

Auf der Insel Elisabethenwört befinde sich rund 230 Hektar landwirtschaftliche Fläche mit bestem Boden und Wasseranschluss. Damit lasse sich die Nahrungsgrundlage von 13.000 Menschen für ein ganzes Jahr sicherstellen, argumentiert die Stadt.

Der derzeitige Waldbestand auf der Insel – insgesamt 171 Hektar - trägt erheblich zur CO2-Reduktion bei und erzeugt zudem einen jährlichen Zuwachs von 1.200 Festmeter Holz, das gerade im Bausektor dringend benötigt wird. Mit dem begehrten Nebenprodukt Brennholz lassen sich viele Häuser beheizen.

In der derzeitigen klimapolitischen Situation sollte überdacht werden, ob man unzulängliche Hochwasserschutzplanungen aus den 1990er Jahren weiterverfolgt und dafür im Gegenzug wertvolle landwirtschaftliche Fläche und wertvollen Wald vernichtet.

Um von russischem Gas unabhängig zu werden, muss sich die Umsetzung der ehrgeizigen Klimaschutzzieles des Landes beschleunigen und mehr Geld in den Ausbau alternativer Energien investiert werden. „Wir fordern die Landesregierung auf, die kosten- und planungsintensive Umsetzung des Rückhalteraums zugunsten eines Katastrophenpolders aufzugeben“, heißt es abschließend.

Von der Stellungnahme haben neun Politiker – drei Minister, die Regierungspräsidentin und fünf Abgeordnete der Region – eine Mehrfertigung erhalten.

 

Schmidhuber

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