Hoheit löst Bürgermeister und Ortsvorsteherin ab
„Ehrenstockrieb“ als höchster Würdenträger auf dem Rheinsheimer Thron
Seine Hoheit heißt Paul Knebel. Ein Jahr lang regiert jetzt „Durchlaucht“ den Stadtteil Rheinsheim als „Ehrenstockrieb“. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung für einen echten Rhonsemer. In Faschingskreisen übertrifft der Würdenträger sogar den Bürgermeister und die Ortsvorsteherin. Anders als im benachbarten Philippsburg ist hier der oberste Fastnachtsrepräsentant kein blaublütiger Prinz, sondern ein Landadliger, eben eine Stockrübe.
Wie kommt das? In Rheinsheim, eine der ältesten Gemeinden, wohnen die „Stockrüben“. Der Uz- und Neckname soll auf die oftmals besten Ernten mit den allergrößten Rüben hinweisen. Bei Stockrüben handelt es sich um eine besondere Anbauart.
In Anwesenheit aller weiblichen und männlichen grünen Stockriewer und Ehrenstockriewer erfolgte die pompöse Inthronisation. Das neue Ortsoberhaupt ist ein ortsbekannter Sänger, Musiker und Paddler. Für die Befriedigung des in Spannung verharrenden Publikums, wer wohl die 16. Stockrieb in der Ortsgeschichte sein könnte, hatten die bejubelten Bänkelsänger Wolfgang Herberger und Jasmine Kirschner, so nebenbei die Ortsvorsteherin, mit Yasmin Appich am Flipchart gesorgt.
Dem neuen Regenten musste zuvor der alte weichen: Heiko Werner, der mit Tränen in den Augen und dem Taschentuch in der Hand den Wechsel vollzog – und später als „Strohwitwer“ in der Bütt stand. Um eine Stockrieb nicht der Einsamkeit preiszugeben, gibt es Ordonnanzen, die 2016/17 Tina Hammer und Kerstin Häfner heißen. Eine „ungeschminkte“ Laudatio mit vielen Enthüllungen hielt Heinrich Kowalski und stellte sogar Ähnlichkeiten zwischen Paul und Donald (Trump) fest: Beide haben von Politik keine Ahnung. Für den großen Faschingsauftakt unter der Regie von Adelheid Wagner und Helga Pagel hatte der Fastnachtskulturträger ein powermäßiges, aber zu lang geratenes Unterhaltungs-, Musik- und Showprogramm zusammengestellt.
Erneut fiel Rheinsheim dadurch auf, dass bereits in den ersten Minuten eine Superstimmung im proppevollen Sebastianusheim herrschte, die alle Gäste zum Stehen, Klatschen, Jubeln, Mitsingen und Mitklatschen brachte. Zu den Akteuren gehörten neben dem starken Fanfarenzug die pfiffigen „Pfinzgrodde“, die schwungvolle Bauchtanzgruppe „Gazyiah“ und die grazilen Showtänzer der Ehrenstockriewer. Einen furiosen Auftritt legten die betagten aber gutinformierten Friedhofsbesucherinnen Heidrun Göbel, Roswitha Neickert und Helga Graumann an den Tag. Stürmischen Applaus gab es für die „Cherburger Dance Crew“ als faszinierende Augenweide, für die Stimmungskanonen von „Tobbmaster Fitsch“ und für den bereits etablierten Star am Pophimmel, „Major Tom“ Alexander Kirschner.
(Schmidhuber)