Immer noch Aufräumarbeiten nach dem Brand
Auslagerung von sieben Klassen nach Huttenheim als Zwischenlösung
Drei Stockwerke – und überall Baustellen: Gerüste, Leitern, Abdeckungen, vor allem Schutt. Entfernt ist die Deckenverkleidung, der nackte Beton zeigt sich. Teils sind die Bodenbeläge herausgerissen, einzelne Wände entfernt, an vielen Stellen hängen Folien, liegen noch die sichtbaren Schäden des Feuers und der Rauchentwicklung. In die Nase dringt der Geruch von Verbranntem.
Wer das Copernicus-Gymnasium vor dem Brand kannte, kennt es jetzt kaum noch. Beim Rundgang durch die ehemaligen Klassenzimmer und Fachräume ist Schulleiter Thorsten Uhde anzumerken, wie sehr ihn noch das Vorkommnis entsetzt.
Mitte April war mitten in der Nacht am Philippsburger Gymnasium ein Feuer ausgebrochen. Nach allerersten Schätzungen sollte der Schaden bei zwei Millionen Euro liegen. Jetzt spricht Bürgermeister Stefan Martus von „mindestens 4,5 Millionen“.
Gleich nach dem Ereignis kam die Vermutung auf, dass eine Brandstiftung vorliegen könnte. In diese Richtung ermittelt die Polizei – bislang ohne Ergebnis. Mit im Boot ist die Versicherung, der BGV, aber auch auf die Stadt kommen finanzielle Kraftanstrengungen zu: „Locker ein siebenstelliger Betrag“, so der Rathauschef. „Einen technischen Defekt als Ursache des Brands schließe ich aus“, betont der Schulleiter. „Coronabedingt waren alle Geräte und Stromzufuhren abgeschaltet.“
Die Schule besteht aus drei Gebäuden: 1961 wurde das Hauptgebäude – also der Bau I – fertiggestellt und bezogen – jetzt ist es ganz außer Betrieb. Kein einziger Raum ist derzeit nutzbar. Zu Schaden kamen 12 Klassenzimmer, alle Fachräume im Erdgeschoss und Obergeschoss, das Lehrerzimmer, das Rektorat, verschiedene Büros. Aufgrund des Wegfalls so vieler Räume reicht am Copernicus der Platz für alle 32 Klassen mit den insgesamt 800 Schülern hinten und vorne nicht.
Ab dem neuen Schuljahr sollen sieben Klassen der Stufen 9 und 10 ausgelagert werden. Sie ziehen in freie Räumlichkeiten der Huttenheimer Schule um. Damit der Schulbetrieb auch einwandfrei funktioniert, wird ein Shuttle eingerichtet.
Eine noch größere Herausforderung ist die Erstellung des neuen Stundenplans, der so viele Veränderungen und Abweichungen berücksichtigen muss.
„Wenn alles gut geht und sich keine Komplikationen mehr ergeben“, meint Uhde, könnte bis Februar 2021 die Instandsetzung abgeschlossen sein. Derzeit sind umfängliche Aufräum- und Entrümpelungsarbeiten angesagt. Überall muss gereinigt werden, der Rauch ist durch jede Ritze gedrungen. Auf den Dokumenten im Tresor, durch Gangtür, Zimmertür, Schranktür und Tresortür zu erreichen, lag eine dicke Rußschicht, berichtet Stellvertreter Michael Beck.
Bis vom Ruß und Gestank nichts mehr vorhanden ist, steht noch eine Menge Arbeit bevor. Vielerlei aufwändige Sanierungen sind unausweichlich: angefangen von der neuen Lüftung bis zur kompletten Sanitärausstattung. Im Erdgeschoss ist alles entkernt. Doch der Brand hat auch eine Chance eröffnet, heißt es in der Schule. Alles wird jetzt auf den allerneuesten Stand gebracht. „Wir geben Gas“, lässt Martus wissen.
Parallel läuft die Digitalisierung. Die Maßnahmen für den Bau II und III sind ausgeschrieben, am Hauptbau werden bereits die Kabel verlegt.
Schmidhuber