"In Philippsburg lässt sich niemand so schnell übertölpeln"
Enkel- oder Neffentricks auch im nördlichen Landkreis
Stadt klärt in Form von Theaterstück und einer Expertenbefragung auf
Philippsburg hat die Premiere für den ganzen Landkreis übernommen und - in enger Zusammenarbeit mit der Sparkassenstiftung „Gutes tun“ - in Form eines Theaterstücks und einer Expertenbefragung erfolgreich aufgeklärt. Es geht um Betrügereien, die auch in der Stadt und den Nachbargemeinden „in erschreckender Weise“ zunehmen, wie Polizeirevierleiter Peter Kremer in der vollbesetzten Festhalle betonte. In der Regel sind ältere Mitbürger die Opfer.
Den versammelten aufmerksamen Senioren gefielen die interaktiven Instruktionen. So beteiligen sie sich mit Zwischenrufen, Empfehlungen und Warnungen, zeigten auch, wie sie reagieren würden, wenn Gauner an ihrer Haustür auftauchen. Hinterlist und Heimtücke, um gutmütige Zeitgenossen um das Ersparte zu bringen, gab es schon immer. Einer der jüngeren Kniffe von Kriminellen ist der sogenannte Enkel- oder Neffentrick, dem schon viele auf den Leim gegangen sind. Aus Scham, darauf hereingefallen zu sein, verzichten viele Opfer auf eine Anzeige, die Dunkelziffer fällt dementsprechend hoch aus.
„Hallo Oma, weißt du, wer dran ist?“ „Daniel, bist du es?“ „Ja Oma. Hör zu, ich habe ein Problem und brauche Geld.“ Der Großmutter wird vorgegaukelt, dass sich der vermeintliche Verwandte in einer finanziellen Notlage befindet und dringend Cash benötigt. Mit dem theaterpädagogischen Ansatz von „Hallo Oma, ich brauch Geld“ bekommen die über 60-Jährigen die Funktionsweise der Abzocke nahegebracht. Indem einzelne Zuschauer auf der Bühne mitspielen, wird ihr Bewusstsein für diese Kriminalitätsform besonders gestärkt.
Hautnah erlebten die Philippsburger, Huttenheimer und Rheinsheimer, wie Kriminelle einen finanziellen Engpass oder eine andere Notlage vortäuschen und kurzfristig um große Mengen Bargeld bitten: dank raffinierter psychologischer Tricks sehr häufig mit Erfolg. In manchen Fällen konnten enorm hohe Beträge ergaunert werden. Stets nutzen die Übeltäter den Überraschungseffekt und setzen ihre Opfer so geschickt unter Druck, dass viele trotz besseres Wissen das Geld zur Verfügung stellen.
„Immer gut aufpassen“, riet Bürgermeister Stefan Martus, „Vorsicht und Vorbeugung“, das empfahl Sparkassendirektor Bernd Sauer. „Ich war mit dem Publikum sehr zufrieden. In Philippsburg lässt sich niemand so schnell übertölpeln“, resümierte Kremer. Für Fragen stand auch die Expertin Isabell Steinhauser von der Abteilung „Geldwäsche und Betrugsprävention“ zur Verfügung, die ihren erschreckenden „Erfahrungsschatz“ offenlegte.
(Schmidhuber)