Inhaltlicher Spagat im Gemeinderat / Mehrheit stellt weitere Weichen für Tiefengeothermie

Bild eines Schildes mit der Aufschrift Explosionsgefahr

Auch in Philippsburg scheiden sich die Geister in Sachen Tiefengeothermie. Mehrheitlich hat jetzt der Gemeinderat eine weitere Weichenstellung zur Umsetzung dieser Energieform auf Gemarkung Huttenheim vorgenommen. Dabei ging es um die Zustimmung der Stadt im Beteiligungsverfahren zur Zulassung des Hauptbetriebsplans für zwei Geothermie-Tiefenbohrungen.

Die Neinstimmen stammten von der geschlossenen CDU und den drei AfD-Vertretern. Nach Ansicht aus der CDU-Fraktion handelt es sich bei dem dreiteiligen zustimmenden Beschluss um einen inhaltlichen Spagat. Einerseits heißt es: Der Gemeinderat nimmt das Vorhaben der Deutschen Erdwärme (DEW) zur Kenntnis, fordert jedoch, dass sämtliche entstehenden Risiken und Schäden zum 100-prozentigen Neuwert von der Erdwärme und ihrer Haftpflichtversicherung übernommen werden. Auch Bund und Land müssten bei Bedarf einspringen, so Bürgermeister Stefan Martus (Uli).

Andererseits zeigen sich weder der Investor, der stets nur eine gedeckelte Kostenübernahme in Aussicht stellt, noch das Land, etwa mit Hilfe einer Ausfallbürgschaft, dazu bereit. Wie es weitergehen soll, wenn die Bedingung des Gemeinderats nicht erfüllt wird, bleibt offen.

Die DEW plant zwei 60 Meter hohe und 4.000 Meter tiefe Bohrtürme, um auf diesem Weg bei 180 Grad sowohl Wärme als auch Strom zu erzeugen. Gedacht ist an eine Wärmeautobahn bis Bruchsal und Bretten. Für das Bohranlage werden 3,1 Hektar Waldfläche in Anspruch genommen. Eigentümerin des Grundstücks im Distrikt Molzau (siehe Bild vom Tanklager-Gelände) zwischen der Spedition Hoffmann und der vorderen Wohnbebauung Huttenheims ist die Staatsforstverwaltung, die das Grundstück neben dem ehemaligen NATO-Tanklager mit 19 verbuddelten Tanks seit 2023 der DEW verpachtet hat. Doch die Art der Befüllungen sei nicht genau bekannt, sagte Martus.

Mithilfe einer „Ampel-Steuerung“ sollen im Hinblick auf eine induzierte Seismizität die Bohrungen überwacht werden, versicherten die beiden Erdwärme-Vertreter. Für den Fall von Schäden an Immobilien greifen Haftpflichtversicherungen von maximal von 20 Mio Euro pro Erdbebenfall, den aber Roman Link von der DEW ausschloss.

Das nahe Zwischenlager mit hoch radioaktiven Castoren, die Gefahr von Erdstößen und die andernorts schleppenden Schadensregulierungen nannte Hans Gerd Coenen (CDU) als Gründe für ein Nein seiner Fraktion. Entschädigt werde auch nur der Zeitwert, was hohe Verluste für Geschädigte verursache.

In der Tiefengeothermie liege eine Chance, den Anteil erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene auszubauen, sagen Uli, FW und LDP. Doch im Schadensfall müsse mehr Geld fließen, forderte Jasmine Kirschner (LDP). Das verlangten so auch die weiteren Projektbefürworter Christopher Moll (FW) und Peter Steinel (Uli), der auf die alleinige Zuständigkeit des Bergamtes verwies. Nach Ansicht von Markus Weber (AfD) stecke die umstrittene Tiefengeothermie noch in den Kinderschuhen.

(W. Schmidhuber)

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