Investitionssumme von einer Milliarde Euro - Spatenstich für neue gasisolierte Schaltanlage

Umbau schafft technische Voraussetzung zur Anbindung von Ultranet an das 380-kV-Wechselstromnetz

Das Ende des Atomzeitalters naht. Auch in Philippsburg und der Region. Seit 2011 ist Block 1 endgültig abgeschaltet, Block 2 darf nur noch bis 2019 betrieben werden. Von 2012 an hat die EnBW eine „Rückbaustrategie“ entwickelt, deren Ergebnis als Baustelle auf dem Gelände des Kernkraftwerks zu sehen ist. Jetzt wird mit dem Bau einer gasisolierten Schaltanlage begonnen.

Nach einer zunächst kontrovers verlaufenen Standortsuche, was gar zur Gründung einer Bürgerinitiative führte, hatte sich die EnBW-Tochter Transnet entschieden, auf dem Gelände des Kernkraftwerks Philippsburg ein Gleichstrom-Umspannwerk („Konverter“) zu errichten. Der Konverter ist der südliche Endpunkt des Netzausbauprojekts Ultranet. Dabei handelt es sich um eine 340 Kilometer lange Gleichstromleitung zwischen Nord- und Süddeutschland, zwischen Osterath und Philippsburg.

Um genügend Platz für den Konverter – insgesamt gut zehn Hektar - zu schaffen, sind Gebäudeabrisse und teilweise Neubauten erforderlich. Bis zum Jahr 2022 soll – nach etwa dreijähriger Bauzeit – der Konverter auf dem insgesamt 60 Hektar großen Gelände des Kernkraftwerks stehen. Die beiden 152 hohen Kühltürme werden dafür weggesprengt.

Mit einem Spatenstich hat nun die TransnetBW den Bau seiner neuen gasisolierten Schaltanlage (GIS) am Standort Philippsburg gestartet, die immerhin rund 30 Millionen Euro kosten wird. Bildlich gesehen sei die Schaltanlage eine Art Vielfachsteckdose, über die der Strom verteilt werde, hieß es anschaulich zur neuen Baulichkeit. Und sie benötige lediglich ein Fünftel des Flächenbedarfs der bisherigen Freiluftanlage.

Auf einem kleinen Hügel, die beiden markanten Kühltürme im Rücken, nahmen Norman Weber von der Transnet, Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung der TransnetBW, Bürgermeister Stefan Martus, Martin Schuhmacher, im Vorstand von ABB Deutschland zuständig für die Energietechnik, Amtsleiter Joachim Schneider vom Landratsamt Karlsruhe und ABB-Projektleiter Klaus Kaufmann mit ihren Spaten die symbolische Handlung vor. Für Götz ist der Akt ein Meilenstein auf dem Weg, den Netzknoten Philippsburg fit für die Energiewende zu machen. Dabei geht es um eine Gesamtinvestitionssumme von einer Milliarde Euro.

Baustein für Versorgungssicherheit

Zu den etwa 30 Gästen gehörte auch EnBW-Geschäftsführer Jörg Michels. „Heute ist die Energiewende erlebbar“, betonte Götz in seiner Ansprache. Philippsburg übernehme die Funktion als Netzknotenpunkt. Nach Abschaltung des Kernkraftwerks müssen künftig zwei Drittel der benötigten Strommenge aus dem hohen Norden importiert werden, war zu hören.

Im Zuge des großen Umbaus wird eine gasisolierte 380-Kilovolt (kV)-Schaltanlage notwendig. Nach ihrer Fertigstellung ersetzt sie die noch bestehende Freiluftschaltanlage am Standort Philippsburg. Mit dem Bau der Anlage hat die TransnetBW den Technologiekonzern ABB als Generalunternehmer beauftragt.

„Der Umbau des Netzknotens Philippsburg ist ein zentraler Baustein für die Versorgungssicherheit unserer Region in Zeiten der Energiewende“, ließ Götz vor den geladenen Gästen wissen. „Sie wird Ultranet an unser Höchstspannungsnetz anbinden und dafür sorgen, dass der im Norden erzeugte Strom sicher zu den Verbrauchern vor Ort kommt.“

An das Zustandekommen der Entscheidung, den Konverter auf dem KKP-Gelände zu errichten, erinnerte Bürgermeister Martus: „Gemeinderat und Stadtverwaltung waren sich immer der Bedeutung der Maßnahme im Rahmen der Energiewende bewusst und haben darauf bestanden, unnötigen Flächenverbrauch zu vermeiden.“

Das GIS-Gebäude, mit dessen Fertigstellung 2020/21 gerechnet wird, soll 70 Meter lang, 25 Meter tief und 15 Meter hoch werden, hieß es.

Vor Ort machte die Transnet deutlich: „Als Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Stuttgart stehen wir für eine sichere und zuverlässige Versorgung von rund elf Millionen Menschen in Baden-Württemberg. Wir sorgen für Betrieb, Instandhaltung, Planung und den bedarfsgerechten Ausbau des Transportnetzes der Zukunft.

Die 220- und 380-Kilovolt-Stromkreise sind rund 3.200 Kilometer lang, unser Netz erstreckt sich über eine Fläche von 34.600 Quadratkilometer. Unser modernes Übertragungsnetz ist das Rückgrat einer zuverlässigen Energieversorgung in Baden-Württemberg und Grundlage für eine funktionierende Wirtschaft und Gesellschaft.“

(Schmidhuber)

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