Jubel für AfD und Jubel gegen AfD

Kundgebung auf dem Marktplatz und Wahlveranstaltung in der Festhalle

Da kam ein gewisses Gänsehaut-Feeling auf. Zum würdigen Abschluss der Pro-Kundgebung „Miteinander“ sang eine Gruppe Jugendlicher die Europahymne, Friedrich Schillers Ode „An die Freude“:

„Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“

Eindrucksvoll gab der Song die gute harmonische Stimmung wieder.

Auf dem Philippsburger Marktplatz hatten sich mehr als 200 Menschen eingefunden, um Zeichen zu setzen: Zeichen gegen Intoleranz, Rassismus, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit. Den Versammlungsplatz grenzten vier unübersehbare Plakate mit der Aufschrift, ja mit der Aufforderung ein: „Miteinander“.

Überall gab es Plakatständer, Poster und Transparente zu sehen: „Rassismus ist keine Alternative“ hieß es mit Blick auf die AfD-Wahlveranstaltung in der nahen Festhalle mit der AfD-Spitzenpolitikerin Alice Weidel. „Philippsburg bleibt bunt“ stand auf der Rückwand der aufgebauten Bühne. „Demokratie & Toleranz“ war auf einem anderen Transparent zu lesen. Ein Schild mit dem Wort „ekelhAfD“ hielt eine junge Dame hoch.

Alle Philippsburger Parteien und Wählervereinigungen mit Stadträten und Stadtratskandidaten zeigten Präsenz: die SPD als Initiator, die CDU, die FW und die Uli. Unterstützung leisteten beispielsweise auch der Integrationsverein Waghäusel, die SPD Oberhausen-Rheinhausen und Waghäusel, die AWO, die Gruppe der „Antifaschistischen Kirchen“. Direkt vor der Bühne stand der AfD-Vorsitzende Gerd Gleixner, sah und hörte zu – diskutierte dann mit der Integrationsvereinsvorsitzende Ebru Baz.

Zu den inhaltlich übereinstimmenden Akteuren am Mikrophon gehörten Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner, Bürgermeister Stefan Martus, Hans-Gerd Coenen (CDU), Jonas Arbogast (SPD), Peter Kremer (FW), Peter Steinel (Uli), die beiden Pfarrer Marcel Brdlik und Andreas Riehm-Strammer, schließlich die Vertreterin der Linken Baden-Württembergs, die mitreißende Zara Kiziltas, eine gebürtige Philippsburgerin.

Immer wieder gab es Lob für die „hervorragenden, überzeugenden Ansprachen“. Es entstand der Eindruck, als wollte ein Redner den anderen übertreffen. Immer wieder bekamen die Protagonisten viel Beifall gespendet, vor allem viel spontaner Applaus. Dass ein CDU-Politiker vom selben Publikum genauso viel Zustimmung bekommt wie eine Politikerin der Linken – und umgekehrt - ist schon ungewöhnlich.

Auffallend viele Jüngere, mehr Frauen als Männer, zeigten „Flagge“ auf dem Marktplatz. In der Festhalle sah es etwas anders aus, dort versammelten sich eher Ältere, hauptsächlich Männer. So rund 400 Besucher dürften aus nah und fern nach Philippsburg geströmt sein. „Ich schäme mich über die Einheimischen, die drinnen sitzen und zujubeln“, ließ eine Frau wissen. Ein anderer Zuhörer fand: „Die Weidel haut mal den Etablierten so richtig auf die Ohren. Einfach toll.“

Die AfD-Frontfrau lobte zunächst überschwänglich ihren Abgeordnetenkollegen Rainer Balzer, um sich dann die SPD, die Grünen und „Merkels CDU“ vorzuknöpfen und mit populistischen Forderungen zu punkten. Den begeisterten Besuchern gefiel’s, immer wieder waren laute zustimmende Zwischenrufe zu hören.

 

Schmidhuber

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