„Keine negativen Wahrnehmungen“ in Philippsburg
Politik der Hetzerei und der Unversöhnlichkeit wird keinen Bestand haben
Informationsveranstaltung der Stadt zur ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe
In Philippsburg sind derzeit rund 100 Flüchtlinge untergebracht. Bis Ende 2017 sollen nochmals 100 in der Anschlussunterbringung dazu kommen. Damit sind es weitaus weniger, als noch vor einem Jahr erwartet, aber doch so viele, dass ehrenamtliche Helfer gebraucht werden. Die Stadt hatte bislang keinerlei Probleme zu vermelden, betonte Bürgermeister Stefan Martus. „Was die Flüchtlinge bei uns betrifft, so gibt es keine negativen Wahrnehmungen.“ Bereits zum wiederholten Mal bot das Rathausteam mit Erich Schweikert und Rita Metzger eine Informationsveranstaltung an.
Welche Möglichkeiten bestehen, sich aktiv in die Flüchtlingshilfe einzubringen? Was ist bei der Übernahme von Aufgaben in der Flüchtlingsbetreuung zu beachten? Welche Einsatzfelder gibt es? Um in die Tiefe des Themas einzusteigen, hatte sich die Stadt eine Fachfrau dazu geholt: Mehrnousch Zaeri-Esfahani (42), Diplom-Sozialpädagogin, Beraterin des Diakonischen Werks und seit Januar selbstständig, gilt, so der Rathauschef, als die erfahrenste Expertin in der Flüchtlingshilfe. Für ihre erfolgreiche Arbeit hat sie bereits Auszeichnungen erhalten.
Die Politik wolle oft eine sofortige Integration, eine Art Assimilation, und lege vor allem auf äußere Faktoren Wert wie das Erlernen der deutschen Sprache und eine Jobvermittlung. Mit einer notwendigen „inneren Integration“ könne sie nichts anfangen. Die Altparteien lassen sich von den Rechtsextremen, die Angst und Hass säen, treiben. Doch werde, so ihre Überzeugung, eine Politik der Hetzerei und der Unversöhnlichkeit auf Dauer keinen Bestand haben.
Als Thema hatte die Stadt „Denkwerkstatt interkulturelle Kompetenz“ gewählt. Unter dem Begriff sei die Fähigkeit zu verstehen, effektiv mit Menschen, die über andere kulturelle Hintergründe verfügen, umzugehen und zusammenzuarbeiten. Und diese interkulturelle Kompetenz halte sie für eine ganz wichtige Voraussetzung bei der ehrenamtlichen Zusammenarbeit mit Flüchtlingen, machte die Beraterin deutlich. Helfer können somit Enttäuschungen vermeiden, zugleich erleben Flüchtlinge ein entspannteres Miteinander, was zum Gelingen von Integration beiträgt.
Zu ihren Botschaften gehörte die Notwendigkeit der „Selbsterkenntnis und Kenntnis der eigenen Kultur und der fremden Kulturen“ ebenso einer stets „inneren wertschätzenden Haltung“ und ein (Aus-)Leben der Interkulturalität. Was bedeutet, dass vorhandene Unterschiede als Bereicherung gesehen werden sollten. Wie die Mitarbeit der Ehrenamtlichen im Konkreten aussehen könnte, zeigte Mehrnousch Zaeri-Esfahani, die für 2017 bereits komplett ausgebucht ist, ausführlich auf. Die gebürtige Iranerin, die im Alter von zehn Jahren mit ihren Eltern aus dem Chomeini-Land geflohen war, legte ihre Erfahrungen aus der Flüchtlingsaufnahme seit den 90-er Jahren dar, lieferte Best-Practice-Beispiele, gab Tipps zum Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Ihr roter Faden hieß: Was ist das Geheimnis der Integration?
(Schmidhuber)