Kleines Rheinsheim jetzt mit großem Weltgarten

Aus dem Dschungel neben dem Bahnhof ist ein Vorbild-Integrationsprojekt geworden

Ganz schön selbstbewusst: Das kleine Rheinsheim hat einen großen Weltgarten, einen internationalen Garten, eingerichtet. Diese Bezeichnung tragen üblicherweise Gartenprojekte, bei denen Konzepte des interkulturellen Lernens, der Völkerverständigung und der Integration im Mittelpunkt stehen. Zu Beginn der 1990er Jahre entwickelte sich die Idee parallel in mehreren großen Städten der Welt, etwa Buenos Aires, New York City und Toronto. Warum dann nicht auch „Rhonser“, sagte sich einige Wagemutige.

Die Ideengeber um die Rheinsheimerin Julia Rau weisen darauf hin: „Gärtnern und Freizeitaktivitäten in interkulturellen Gärten stellen den sozialen Kontakt zwischen Flüchtlingen, Migranten und Einheimischen untereinander her und fördern dadurch die Verständigung zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, aber auch die Erhaltung und Nutzung der Kulturpflanzenvielfalt.“ Seit kurzem ist eine auffallend fleißige Gruppe von Bürgern dabei, eine sichtbare, wachsende und mit allen Sinnen begreifbare Welt zu erschaffen: ein, wie es vor Ort anerkennend heißt, Vorbild-Integrationsprojekt.

Aus der einst verwilderten Außenanlage auf der Westseite des Bahnhofs, zuvor als Dschungel gehandelt, entsteht derzeit ein schmucker „Weltgarten“. Die in Parzellen aufgeteilte Fläche bewirtschaften mehrere Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer unter der Regie der engagierten Julie Rau. Auf der Ostseite des ehemaligen Bahnhofsgebäudes hingegen sind Parkplätze und Fahrradunterstellmöglichkeiten entstanden. „Uns erwartete eine Herkulesaufgabe“, berichtet die junge Julia Rau mit ihrer Mitstreiterin Randi Michels. „Erst mussten das Dickicht, die vielen Wurzeln und der ganze angestaute Müll beseitigt werden – eine schweißtreibende Arbeit.“

Gemeinsam frästen die Helfer das Gelände, hackten mühevoll das Unkraut weg. Dann musste auch das komplette Areal mit Rechen eingeebnet werden. Zu guter Letzt wurden die vielen vorhandenen Steine aufgelesen und eingesammelt. Mit Hilfe von herbeigeschafftem Stallmist konnte die Bodenqualität verbessert werden. Zu den ersten Pflanzen gehörten Johannisbeersträucher und ein paar Primeln. Im Laufe des April gingen die „Weltgärtner“ daran, Zwiebel zu stecken, Salate und Kohlrabi zu pflanzen, Radieschen zu säen. Im Mai sind die Sommerkulturen an der Reihe: Tomaten, Zucchini, Kürbisse, Auberginen, Kartoffeln, Karotten, Sonnenblumen“, berichtet Initiatorin Julia, die darauf hinweist, dass Pflanzenspenden willkommen sind.

Die Ausgangsidee stammt vom Juni 2016: Gemeinsam wollten einige ehrenamtlich tätige Bürger und zwei im Bahnhofstrakt wohnhafte Flüchtlinge einen Gemüsegarten als neue Begegnungsstätte schaffen. „Die Flüchtlinge sollten durch eigene Arbeit und kreatives Gestalten schneller unsere Sprache lernen und sich in unsere Kultur und Lebensweise einfinden.“ Julia Rau spricht auch von „guten Möglichkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen, sich mit den Einheimischen auszutauschen und eine bessere Integration durch Aktivität zu erreichen.“

Inzwischen hat sich die Schar der Hobbygärtner vergrößert. Die Finanzierung des Weltgarten-Projekts erfolgt durch die Ehrenamtlichen, die alles aus eigener Tasche bestreiten. Für den Garten werden noch Gartenwerkzeuge gesucht, etwa Schaufeln, Spaten, Hacken, Rechen, Schubkarren. Solche Geräte können im Wertstoffhof Philippsburg zu den Öffnungszeiten abgegeben werden.

(Schmidhuber)

 

Zurück