Kleines Rheinsheim mit großem Weltgarten

Aus dem Dschungel wurde ein Vorbild-Integrationsprojekt/Jetzt werden neue Ideen gesucht

„Eigentlich brauchen wir unseren Weltgarten nicht mehr. Denn unser Ziel ist erreicht: die Integration. Jetzt suchen wir nach neuen Ideen, wie wir das Projekt Weltgarten fortsetzen können“, lässt Randi Michels wissen. „Die acht vorwiegend jüngeren Flüchtlinge, die für uns in dem und für den Weltgarten gearbeitet haben, sind jetzt anderweitig untergekommen, haben eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz und inzwischen auch eine Wohnung gefunden, betont die junge Frau, Heilpraktikerin mit einer Praxis für Osteopathie und schamanische Seelenarbeit, mit Stolz.

Jetzt gehe es darum, das einmal große Vorzeigeprojekt neu zu strukturieren. Lediglich ein kleiner Teil des etwa 400 Quadratmeter großen Grundstücks wird noch von einer syrischen Familie bewirtschaftet. Am Anfang, so ist zu erfahren, stand die Idee, die Gartenarbeit solange als „Überbrückung“, als Möglichkeit der Beschäftigung anzubieten, bis die jungen Leute zu einem Job gekommen sind.

Seit zwei Jahren hat das kleine Rheinsheim einen großen Weltgarten, einen internationalen Garten, eingerichtet. Diese Bezeichnung tragen üblicherweise Gartenprojekte, bei denen Konzepte des interkulturellen Lernens, der Völkerverständigung und der Integration im Mittelpunkt stehen.

Die Ideengeberinnen um Randi Michels und Julia Rau weisen darauf hin: „Gärtnern und Freizeitaktivitäten in interkulturellen Gärten stellen den sozialen Kontakt zwischen Flüchtlingen, Migranten und Einheimischen untereinander her und fördern dadurch die Verständigung zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, aber auch die Erhaltung und Nutzung der Kulturpflanzenvielfalt.“ Vor diesem Hintergrund hat die Gruppe eine sichtbare, wachsende und mit allen Sinnen begreifbare Welt erschaffen: ein, wie es vor Ort anerkennend heißt, Vorbild-Integrationsprojekt.

Aus der einst verwilderten Außenanlage auf der Westseite des Bahnhofs, zuvor als Dschungel gehandelt, entstand ein schmucker „Weltgarten“, der allerdings nunmehr - auch aufgrund des wochenlang heißen Sommers - im Abblühen ist. Hinzu kommt vor allem, dass die Flüchtlinge wegen ihrer neuen Arbeitsstellen und der Wohnortwechsel als ständig einsatzbereite Hobbygärtner, die jeden Tag mit großer Freude im Garten standen, nicht mehr zur Verfügung stehen.

So stellt sich die drängende Frage, wie das Projekt ohne die helfenden Hände fortgeführt werden soll, heißt es in Rheinsheim. Vor den weiteren diesbezüglichen konkreten Überlegungen ist zunächst ein Großeinsatz geplant, um den Garten zu entgrasen, ihn wieder einigermaßen auf Vordermann zu bringen und ihn winterhart zu machen.

Die in Parzellen aufgeteilte Fläche bewirtschafteten so eineinhalb Jahre lang engagierte Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer. Gemeinsam fräste die Gruppe das Gelände, hackte mühevoll das Unkraut weg. Mit Hilfe von herbeigeschafftem Stallmist konnte die Bodenqualität verbessert werden. Zu den ersten Pflanzen gehörten Johannisbeersträucher und ein paar Primeln. Dann gingen die „Weltgärtner“ daran, Zwiebeln zu stecken, Salate und Kohlrabi zu pflanzen, Radieschen zu säen. Heute gehören auch Tomaten, Zucchini, Kürbisse, Bohnen, Karotten, Erdbeeren, allerlei Küchenkräuter, Sonnenblumen und zuckersüße Trauben zum Sortiment.

Die Ausgangsidee stamme vom Frühjahr 2016, erzählt Randi Michels: Gemeinsam wollten einige ehrenamtlich tätige Bürger und zwei im Bahnhofstrakt wohnhafte Flüchtlinge einen Gemüsegarten als neue Begegnungsstätte schaffen. „Die Flüchtlinge sollten durch eigene Arbeit und kooperative kreative Gartengestaltung schneller unsere Sprache lernen und sich in unsere Kultur und Lebensweise einfinden. Was letztlich auch gelungen ist.“

Schmidhuber

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