Konverter Philippsburg: 500 Millionen-Euro-Projekt der TransnetBW gestartet

Ein elementarer Meilenstein und sichtbares Zeichen für die Energiewende in Deutschland / Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller vor Ort / Grundstein für Gleichstrom-Umspannwerk gelegt

Am 15. Mai waren die beiden 150 Meter hohen Kühltürme auf dem Kraftwerksgelände in Philippsburg in einer spektakulären Aktion gesprengt worden. Jetzt wurde der Grundstein für einen Konverter, der Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt, gelegt. Das rund 500 Millionen Euro teure Umspannwerk, das 2024 fertiggestellt sein soll, ist der südliche Endpunkt des Gleichstromleitungs-Projekts Ultranet, das von Emden nach Philippsburg führt und künftig Strom aus erneuerbaren Energien verlustarm aus dem Norden Deutschlands nach Süden bringen wird. Dabei wird Wechselstrom vor Ort in das bestehende 380-kV-Netz auf der Rheinschanzinsel eingespeist und in die Region weitergeleitet. „Die Kühltürme sind Geschichte. Der Standort Philippsburg ist heute Schauplatz der Energiewende“, so Jörg Michels, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft GmbH, bei der am vergangenen Mittwoch stattgefundenen Grundsteinlegung des Gleichstrom-Umspannwerks, genau an dem Platz, wo zuvor die Kühltürme standen.

Die über vier Jahre andauernde, gewissenhafte Planung und Vorbereitung des Sprengabbruchs hätte die jetzige Grundsteinlegung erst möglich gemacht, betonte Michels, der zudem informierte, dass der Rückbau der beiden Anlagen KKP1 (Siedewasserreaktor) und KKP2 (Druckwasserreaktor) vollständig genehmigt sei. Auch Stefan Martus, Bürgermeister der Stadt Philippsburg, unterstrich den Bau des Konverters als wichtigen Baustein und nächsten Schritt für eine erfolgreiche Energiewende. „Mit Startpunkt Osterath soll die Leitung auf rund 340 Kilometer Länge bis nach Philippsburg führen“. Die Verantwortlichen der Stadt Philippsburg wie auch der Gemeinderat seien sich stets der Bedeutung dieser Maßnahme bewusst gewesen, hätten diese immer kritisch und kontrovers begleitet. „Eigentlich stellte sich hier nie die Frage, ob der Konverter gebaut werden soll. In Philippsburg wurde lediglich die Standortfrage heiß und leidenschaftlich, letztlich auch mit Gründung einer Bürgerinitiative, diskutiert“. Dabei habe die Vermeidung eines unnötigen Flächenverbrauchs für Verwaltung und Gemeinderat immer an erster Stelle gestanden, erklärte der Rathauschef der 14.000-Einwohner-Kommune. Später legte Martus in eine eingemauerte Zeitkapsel neben dem Philippsburger Stadtanzeiger und einer Tageszeitung auch ein Buch mit einigen persönlichen Worten.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnologie zu einem so wichtigen Pionierprojekt wie Ultranet beitragen können“, so Rainer Theobald, Head Of Finance Large Transmission Solutions bei Siemens Energy. Die künftige Verbindung leiste auch einen wesentlichen Beitrag zur Netzregelung, Stabilisierung und Versorgungssicherheit. Auch Staatssekretär Andreas Feicht vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Stuttgart betonte die Bedeutung von Ultranet für die eingeleitete Energiewende. „Der Netzausbau ist dabei elementar und der Konverter zeigt, das man in großen Schritten vorankommt.“ Feicht nannte zudem „die Riesenaufgabe Treibhausproblematik“, die allen Beteiligten enorme Anstrengungen abverlange um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Die Erderwärmung soll auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden, indem die Co2-Emmissionen deutlich verringert und bis zum Jahr 2055 Null betragen sollen. „Die Energiewende endet nicht an der deutschen Grenze und eine deutsche Selbstversorgung funktioniert nicht.“ Es gehe nur mit einer internationalen Kooperation mit einem europäischen Strommarkt. „Der Energiebedarf wird weiter steigen. Dabei gibt es Optimierungspotential der Energieträger“, so Feicht, der auch das Thema der heiß diskutierten „Wasserstoff-Strategie“ ansprach.

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) freute sich, dass in Philippsburg ein Konverter entsteht. „Es gibt nur wenig Orte, an denen sich die Energiewende bildlich so verdichten lässt wie hier in Philippsburg. Die alte Welt hat nach der Sprengung der beiden Kühltürme Platz gemacht für die neue“, so Untersteller wörtlich. Umso wichtiger sei es, dass auch andere Bundesländer den Netzausbau so ernsthaft und kraftvoll angingen, wie es in Baden-Württemberg mit den Partnern EnbW und TransnetBW geschehe. Die technischen Voraussetzungen seien da, jetzt müssten politische Entscheidungen folgen. Eingangs hatte TransnetBW-Geschäftsführer Dr. Werner Götz die Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft begrüßt und betont, dass die unter strengen Corona-Schutzmaßnahmen stattfindende Grundsteinlegung des Konverters „den Fortschritt in Sachen Ultranet die Energiewende realer“ mache. Götz bedankte sich bei Politik, Partnern und Projektteam. „Die Zusammenarbeit dieses Leuchtturm-Projektes hat bislang hervorragend und unfallfrei funktioniert.“

Mit einem symbolischen Hammerschlag aller Redner und dem Einmauern einer Zeitkapsel mit Utensilien der Gegenwart wurde die Bedeutung des Projekts offiziell dokumentiert. 

Hans-Joachim Of

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