Kriegspläne hängen im Philippsburger Rathaus

Sogenannte Manuskriptkarten zeigen den Schlachtverlauf im Jahr 1734

So mancher Besucher wundert sich: Kriegspläne hängen derzeit an den Wänden des Philippsburger Rathauses. Wann, wie und wo rücken feindliche französische Truppen vor, um die Stadt zu vereinnahmen? Doch bei näherem Hinsehen entpuppen sich die strategischen Illustrationen als eine durchaus friedliche Ausstellung. Zwei große Übersichtskarten mit allen beteiligten Bataillonen, so 100.000 Mann, und acht Detailpläne zeigen das Schlachtfeld und den Schlachtverlauf im Polnischen Erbfolgekrieg.

1734 begann die Belagerung der Reichsfestung Philippsburg – sie sollte die schlimmste von allen werden. Erfolglos versuchte der Heeresführer der deutsch-kaiserlichen Truppen, Prinz Eugen von Savoyen, den französischen Belagerungsring zu sprengen und zu den Soldaten des Generals Gottfried Ernst von Wuttgenau durchzudringen. Zeitgenössischen Berichten zufolge kam es zu mindestens 30.000 Todesopfern, darunter befand sich auch der französische Oberbefehlshaber Marschall Berwick, dem eine Kanonenkugel den Kopf abriss.

Möglicherweise hielt Duc de Berwick die jetzt der Öffentlichkeit preisgegebenen Kriegs- und Schlachtpläne in seinen Händen und orientierte sich daran. Nach Ansicht aller Heimathistoriker handelt es sich um ein wahres Kleinod, andere Kenner sprechen von einem wahren Schatz. Philippsburger Straßennamen wie Prinz-Eugen-, Wutgenau- und Berwickstraße erinnern heute noch an das Ereignis von damals.

Knapp 285 Jahre schlummerten die Pläne in einem Schloss bei Versailles. 2013 war bei „Sotheby´s“ ein Konvolut historischer Manuskriptkarten aus der Bibliothek der Herzöge von Luynes aus Schloss Dampierre versteigert worden. Die hochempfindlichen Handzeichnungen mussten vor äußeren Einflüssen geschützt werden. Dafür sorgt jetzt eine ganz spezielle Rahmung. Die Schutzmaßnahme hat die Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe großzügig unterstützt.

Wie kam der Heimatverein zu dieser Rarität? Darauf ging dessen Vorsitzende Helga Steinel-Hofmann bei der Ausstellungseröffnung ein: Der Heimatverein habe die Pläne von einem auf historische Stiche und Pläne spezialisierten Antiquariat aus Bedburg-Hau angeboten bekommen. „Damit sich die kostbare Sammlung nicht in alle Winde zerstreut, griffen wir nach einer gewissen Bedenkzeit, den Kosten geschuldet, zu.“ Heimathistoriker Ekkehard Zimmermann beschrieb den Gästen der Vernissage die militärische Situation in und um die Reichsfestung, die Schlachtaufstellungen und Schlachtverläufe.

Was in Philippsburg und Umgebung noch an die schreckliche Zeit erinnert und wie sich diese in der Literatur erhalten hat, haben Angelika und Arnfried Futterer zusätzlich erforscht und ergänzend zu den Exponaten zusammengetragen. Zu bewundern sind im Rathaus auch italienische und französische Stiche aus der Sammlung der Stadt Philippsburg. Etliche Dokumente, Fotografien und Reproduktionen hängen an Wänden oder liegen in Vitrinen, darunter Ausführungen zu der Schlacht in Werken bedeutender deutscher Literaten, etwa Voltaire.

Die technisch-handwerkliche Kunst, solche wertvollen Handkarten mit bestimmten Messinstrumenten herzustellen, erläuterte Ludwig Horn. Von einer „ausgezeichneten Investition“ für die dauerhafte Sicherung der historischen Kostbarkeiten sprachen Bernd Sauer von der Sparkasse und Gisela von Renteln von der Kulturstiftung. Die finanzielle Förderung von knapp 1.700 Euro diene auch dazu, die wechselvolle Geschichte der Stadt im Bewusstsein zu halten und eine heimatliche Verbundenheit zu schaffen. „Jährlich finden im Philippsburger Rathaus zwischen drei und fünf Ausstellungen statt“, betonte mit Stolz Bürgermeister Stefan Martus in seinem Grußwort und würdigte die informative Bereicherung.

Hinweis: Das Heimatmuseum verlegt die nächsten beiden Öffnungstage am 17. Juli und 12. August in das Rathaus und bietet Führungen durch die Ausstellung an.

(Schmidhuber)

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