Maßstab an Maier für Maßstäbe
Abschiedsgottesdienst für den beliebten Seelsorger in Oberhausen-Philippsburg
Fürwahr: Er habe Maßstäbe gesetzt, betonte Dekan Lukas Glocker. Demzufolge bekam der vielgelobte Pfarrer Thomas Maier zum Abschied auch einen Meterstab in Form eines Kreuzes überreicht. Elf volle Jahre wirkte der Seelsorger in Philippsburg, betreute ab 2013 auch noch Oberhausen-Rheinhausen in der großen Seelsorgeeinheit. „Das ist jetzt mein achter Pfarrer“, bemerkte die 83-jährige Irene Wittemann, die als Huttenheimer Heimatdichterin zum Ende des Abschiedsgottesdienstes in der brechend vollen Pfarrkirche St. Maria reimende Akzente setzte.
Gerne und dankbar erinnere er sich an die durchweg schönen Jahre, versicherte Maier, der in Konzelebration mit Dekan Glocker, Pfarrer i.R. Manfred Alt, Vikar Dr. Jude Okocha und Diakon Klaus Weinmann die heilige Messe feierte, die der Gospelchor und die vereinigten Kirchenchöre mit Maiers Freund Thomas Stutzinger an der Orgel gestalteten. Rund 70 Ministranten aus den fünf Pfarreien vermittelten im Altarraum ein eindrucksvolles Bild.
Einen ungewöhnlichen Wunsch äußerte – fast entschuldigend - der 54-Jährige: Er wolle heute das Lied „Ave-Glöcklein“ („Wenn ich ein Glöcklein wär“) hören. Gar zwei Mal gab’s minutenlange Standing Ovations, mehrmals winkte der gerührte Pfarrer ab, um die Lautstärke zu drosseln und die Dauer zu reduzieren. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Heinz Dieter Götz bescheinigte ihm bewegt, sehr viel bewirkt zu haben, und nannte ihn liebenswürdig, bodenständig und weltoffen. „Bleiben Sie, wie Sie sind. Ganz viele bedauern, dass Sie weggehen“, meinte Bürgermeister Stefan Martus, der ihm einen Korb mit allerlei Nahrungsmitteln mitgab. Ein Geschenk für den passionierten Radfahrer aus dem Pfarrhaus brachte auch der Oberhäuser-Rheinhäuser Bürgermeisterkollege Martin Büchner mit. Wie oft habe er gehört: „Schade, dass der geht. Der hott doch so gut zu uns gerbasst.“
Mindestens 50 positive Eigenschaften listete Dekan Glocker auf, die auf seinen Mitbruder Maier zutreffen würden, darunter Adjektive wie glaubwürdig und authentisch, ausgleichend und integrierend, sympathisch und geschätzt. In seiner ihm eigenen bescheidenen Art bekannte der künftige Pfinztäler: „Wir haben hier zusammen viel erreicht“ und im breiten Dialekt: „Mir hewwers gut nohkriegt.“
So mancher Gottesdienstbesucher hatte mit den Tränen zu kämpfen. Der überaus beliebte Pfarrer, 1964 in Karlsdorf geboren und 1992 von Erzbischof Oskar Saier zum Priester geweiht, wird zum Oktober die Stelle als Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Pfinztal antreten. „Wir freuen uns auf ihn“, gab die dortige Bürgermeisterin Nicola Bodner vorab bekannt. „Denn wir haben nur Gutes gehört.“
Am 1. Oktober übernimmt der 37-jährige Marcel Brdlik, derzeit noch in Oberkirch, die Nachfolge in Philippsburg-Oberhausen.
Schmidhuber