Mediziner ziehen ins umgebaute Rathaus

Kirrlacher Ärzteteam sorgt nach acht Jahren Wartezeit für Rundumversorgung

In Rheinsheim soll es nach langer Wartezeit endlich wieder eine hausärztliche Versorgung geben. Dafür wird derzeit das ehemalige Rathaus, ein ortsbildprägendes Gebäude, umgebaut. Die Bevölkerung ist voller Erwartung: Wann ist es so weit? Wer kommt und mit welchem Angebot? Wie ist der „Glücksgriff“ gelungen?

Die Stadt Philippsburg ist dabei, alle erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass ein Ärzteteam aus Kirrlach das Obergeschoss bald als „Praxis-Zweigstelle“ nutzen kann. Vorgenommen wird eine Komplettsanierung – mit Umbau des Obergeschosses zu einer Arztpraxis. Im Erdgeschoss bekommt die Ortsverwaltung zwei Räume. Vorgesehen sind dort auch eine kleine Küche und Toiletten.

Seit gut acht Jahren hat Rheinsheim mit seinen rund 3.000 Einwohnern keinen Hausarzt mehr, erst recht keinen Facharzt. Alle Bemühungen um eine Verbesserung der Lage schlugen fehl. Zwischendurch nahmen Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner und die Ortschaftsräte Birgit Westermann-Hartfelder und Peter Haake das Heft selbst in die Hand und gingen höchstpersönlich auf Arztsuche, verteilten beispielsweise Flugblätter bei Ärztekongressen. Wie es letztlich zu einem Erfolg gekommen ist, berichtet Jasmine Kirschner: „Anfang des Jahres 2020 bekam ich von einem Arzt, der einer großen Gemeinschaftspraxis angehört, eine E-Mail zugeschickt. Aufmerksam wurde dieser durch den Flyer, den wir auf der Homepage der Stadt Philippsburg stehen hatten. Die Überschrift dort lautete: Rheinsheim sucht Arzt! – Arzt sucht Rheinsheim!“ Mit dem interessierten Dr. Johannes Brühl aus Kirrlach, der dort eine Gemeinschaftspraxis mit diabetologischem Schwerpunkt führt, kamen sodann vielversprechende Gespräche zustande. Entstehen soll eine Zweitpraxis in Rheinsheim.

Ja, er stehe bereit und hoffe, dass bis Ende Mai 2021 alles unter Dach und Fach ist, versichert der Waghäuseler. Mit zwei Kollegen werde er wohl starten. „Allerdings wird anfänglich noch nicht die ganze Woche und noch nicht den ganzen Tag geöffnet sein. Dann werden wir weitersehen, wie alles so läuft, wie die Nachfrage aussieht.“ Je nach Zuspruch könne das Angebot vor Ort ausgebaut werden. Das von der Einteilung her großzügige Obergeschoss steht ganz als Arztpraxis zur Verfügung. In der Fertigstellung sind zwei Behandlungsräume, ein Labor, ein Wartezimmer, ein Sprechzimmer und ein Sozialraum. Aufgrund der Bausubstanz waren umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten notwendig geworden, die Architekt Thorsten Friedrich koordiniert. Hinter dem Gebäude, im Hof, wird ein Aufzug den Zugang für Besucher mit und ohne Rollstuhl oder Rollator erleichtern.

Das Bauvorhaben liegt im Förderbereich des „SSP“ (Soziale-Stadt-Programm). Laut einer Kostenschätzung von 2020 fallen Ausgaben von knapp 1,5 Millionen Euro an. Nach Abzug der möglichen Fördermittel von Bund und Land bleiben für Philippsburg rund 732.000 Euro übrig.

 

Schmidhuber

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