Mehr als 100 Hexen in Philippsburg unterwegs

Fastnachtsumzug mit knapp 50 Fußgruppen und Prämierungen der schönsten Gruppen

Auffällig viele Hexen tummelten sich in Philippsburg, mit den Spitzhüten auf dem Kopf, die Besen griffbereit in der Hand: wie zu besten Hexenzeiten. Immerhin war 1632 in der Festungsstadt Philippsburg das letzte „gottlose Hexenweib“ in der Region – die Witwe Apollonia Beyer - auf den Scheiterhaufen befördert worden, weil sie angeblich mit dem Teufel im Bunde stand. Damit endete der Hexenwahn. Und jetzt tauchen auf einmal wieder Hexen auf?

Am neuzeitlichen Hexenaufmarsch für den inzwischen 69. Fastnachtsumzug in Philippsburg beteiligten sich etwa die „Saalbachexen“ aus Bruchsal, die „Brückenhexen“ aus Maximiliansau, die Philippsburger Stadtwaldhexen und der verhexte Gospelchor, alles in allem mehr als 100 Besenreiterinnen. Weitere Scharen furchterregender Erscheinungen gesellten sich hinzu: so Höllenbewohner und Horrorgestalten, Vampire und „Verrückte“, die sich den Tausenden von Zuschauern an der drei Kilometer langen Strecke zwischen Bahnhof und Lidl-Kreisel präsentierten.

Knapp 50 sehenswerte Fußgruppen, darunter 28 einheimische, zogen mitten durch die Stadt, angeführt vom Schützenverein mit einer Kanone. Mit dabei: Seine winkende Durchlaucht Prinz Philipp LXX. mit Hofstaat. Auch der „Landadel“ aus Rheinsheim mit den Stockriewer und der Ehrenstockrieb Doris I. beteiligte sich am Prominententreffen. Breite Aufmerksamkeit fanden die „Geese“. So werden die Philippsburger neckisch genannt, weil früher in jedem Haushalt Geißen gehalten wurden.

Auch 2018 kam es zu einem besonderen Fastnachtsumzug in der ehemaligen Reichsfestung. Wie Fußwallfahrer zogen die Gruppen durch die Straßen und Gassen. Anders als früher blieben alle Wagen zuhause. Der entscheidende Grund: die kostenpflichtige TÜV-Abnahme. Für Fahrzeuge, insbesondere mitgeführte Wagen, ist nämlich ein TÜV-Gutachten erforderlich, wenn bestimmte Ausmaße überschritten werden.

„Die Fasenachter waren gut drauf, lustig und fröhlich, motiviert und in bester Stimmung“, ließ das Begrüßungskomitee wissen, das auf dem Marktplatz von einem hohen Wagen aus die einzelnen Teilnehmer vorstellte. Nach dem gut zweistündigen Aufmarsch der knapp 1.000 Umzugsteilnehmer gab es Prämierungen für die originellsten Gruppen. Auf Platz eins landete der „märchenhafte SKC Philippsburg“, gefolgt von der „verrückten Unterwasserwelt“ und vom Wiesentaler Kirchenchor „Massai“. Nur um einen Punkt dahinter rangierten die „Rheinsheimer Vespa Girls“.

An originellen Motiven, an Vielfalt, Abwechslung und Farbenpracht mangelte es nicht. Durch die Straßen zogen Highländer und Afrikaner, Steinzeitmenschen und Ritter, Adlige und Frondienstleistende. Nicht nur das „Normalvolk“ aus der Fastnachtshochburg am Rhein und Umgebung wollte am kurzweiligen Fastnachtsumzug teilnehmen, sondern auch Boris und Steffi, Alice aus dem Wunderland und allerlei Vertreter der Tierwelt.

 (Schmidhuber)

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