Milliarden-Investition auf der Rheinschanzinsel

Bürgermeister Stefan Martus nutzte Neujahrsempfang für 70-Einzelthemen-Bilanz

Mit gemischten Gefühlen sehen die Philippsburger in die Zukunft: Denn da vermischen sich Zuversicht und Hoffnung, erfolgversprechende Gemeinderatsentscheidungen und (noch vorhandene) gute finanzielle Perspektiven, aber auch Unsicherheiten, Sorgen und Ängste - und das auf vielen Feldern. Drei Mal will und muss die Stadt auf rechtlichen Beistand zugreifen, um ihre – wie sie meint - „berechtigten Interessen“ durchzusetzen.

Mit mehrfachem Zwischenbeifall und lang anhaltendem Schlussapplaus würdigten die Besucher des Neujahrsempfangs 2018 die aus ihrer Sicht erfolgreiche Arbeit des Bürgermeisters, des Gemeinderats, der Fraktionen und der Verwaltung. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, hieß es mehrfach unter den Zuhörern.

Mit renommierten Anwaltsbüros zieht Philippsburg gegen die Zwischenlagerung der fünf „französischen“ MAW-Atommüll-Castoren zu Felde, auch gegen die möglichen Vorhaben für den Retentionsraum Elisabethenwört und gegen die Planungen im Zusammenhang mit der zweiten Rheinbrücke.

Das Regierungspräsidium lasse bei ihren Polder-Überlegungen außer Acht, dass es sich um ein Hochwasserschutzprojekt und nicht um „ökologische Wunschträumereien für den Naturschutz“ handle, so Martus. Noch in diesem Jahr rechne er mit der Variantenvorentscheidung und der Einleitung des Planfeststellungverfahren.

Philippsburg, das Ausgleichsmaßnahmen auf der Gemarkung für das „Projekt zweite Rheinbrücke“ beisteuern soll, fordere einen kompletten Rückbau des ehemaligen Nato-Tanklagers bei Huttenheim und die Beseitigung der 20 längst ausrangierten Tanks, die noch im Boden schlummern und eine Gefährdung für das Trinkwasser darstellen.

Ein weiteres Ärgernis gebe es auch mit der geplanten Erweiterung des US-Gefahrstofflagers Germersheim.

Fast eine Stunde lang nahm der Rathauschef eine Gesamtschau vor und beschrieb dabei rund 70 Einzelthemen. Schmerzlich zu verkraften habe die Stadt den Verlust der Salmkaserne, des Hebel-Steinwerks, jetzt des Kernkraftwerks und der Reifenfirma Goodyear.

Gewaltiges stehe bevor, hieß es, so die Stilllegung von Block 1 und 2, die Sprengung der Kühltürme, die Errichtung des Reststoffbearbeitungszentrums, der Bau des Konverters. Bei diesen Projekten auf der Rheinschanzinsel gehe es um einen finanziellen Umfang von immerhin einer Milliarde Euro.

Wie die Kosten explodieren und die Stadt an die Grenzen ihrer finanziellen Spielräume komme, machte der Bürgermeister an einem Beispiel deutlich: Betrug 2012 der Zuschussbedarf für die Kindergärten noch 1,6 Millionen Euro, so sind es jetzt 3,4 Millionen.

Zuversichtlich stimme, dass der Haushalt bis 2022 ohne Kreditaufnahmen auskomme, weiterhin schuldenfrei bleibe und trotz aller Widrigkeiten bis zum Jahresende 2018 noch eine Geldreserve von 12,5 Millionen Euro vorhanden sei.

In die Erfolgsbilanz gehören auch die Erschließung des Gewerbegebiets „Krautstücker“, die Erweiterung des Gewerbegebiets „Schorrenfeld“, die ALDI- und dm-Markt-Ansiedlung, das Neubaugebiet Erlenwiesen II und II. Voller Lob äußerte sich das Stadtoberhaupt über die „Bürgergenossenschaft Löwen“ in Rheinsheim („unser Leuchtturmprojekt“).

Für ein würdiges Ambiente sorgte der junge Top-Chor „Sine Nomine“. Jeder Neujahsgast durfte das Gewicht der großen Neujahrsbrezel schätzen. Richtig lag Jürgen Vogel von „Leos Bühne“, der dann mit Martus-Tochter Anna und Bäckersfrau Helga Pagel das gute Stück anschneiden und Kostproben verteilen durfte.

(Schmidhuber)

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