Millionen Maikäfer unterwegs im Stadtwald
In den nächsten Wochen ist es mal wieder so weit!
Bald wird unser Stadtwald, im Bereich der Molzau, wieder einmal übersät sein mit Maikäfern. Nach den Prognosen der forstlichen Versuchsanstalt werden Millionen kleine Sumsemänner im Wald unterwegs sein. Besonders in den Abendstunden ist dieses Surren und Brummen ein tolles Naturschauspiel. Die höchsten Dichten an Käfern werden zwischen Grillhütte und der Blockhütte am Saugraben erwartet.
In der Rheinebene fliegt der Maikäfer in diesem Jahr von Graben-Neudorf bis nach Schwetzingen.
Beinahe 4 Jahre lebt der Maikäfer in der dunklen Erde, bevor er für wenige Wochen das Licht der Welt erblickt. Der Maikäferflug dient nur der Fortpflanzung und nach der Eiablage stirbt der Käfer wieder. Bevor es jedoch zur Fortpflanzung kommt, führt der Käfer kurz nach dem Ausgraben aus dem Boden einen sogenannten Reifungsfraß durch.
Bei hohen Käferdichten führt dies zu Kahlfraß an ganzen Laubholzbeständen.
Die Bäume schlagen zwar mit dem sogenannten Johannistrieb im Juni wieder aus, sind aber dadurch geschwächt und können auf zusätzliche Belastungen nur schwer reagieren.
Viel schlimmer für den Wald ist der Fraß der Engerlinge (= Maikäferlarven). Diese ernähren sich überwiegend von dünnen Wurzeln. Dies führt dazu, dass viele junge Bäume absterben. Besonders neu angelegte Kulturen und die Naturverjüngung sind davon betroffen.
Bei solchen Schäden stellt sich auch die Frage nach einer Bekämpfung.
Im Stadtwald Philippsburg wird es in diesem Jahr keine Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Maikäfer geben.
Mittlerweile ist ein großer Teil der Molzau im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 aufgenommen. Dies bedeutet, dass Bekämpfungsmaßnahmen erst nach einer umfangreichen Prüfung vorgenommen werden dürften.
Im kommenden Herbst könnte man bei Grabungen die kleinen Engerlinge finden. Denn schon 6 Wochen nach der Eiablage schlüpfen die kleinen Larven und beginnen, an den Wurzeln zu fressen. Der Engerling durchläuft 3 Larvenstadien in den 3 Jahren, wovon er im zweiten Stadium am meisten frisst. Die Verpuppung zum Käfer findet bereits im Spätsommer vor dem Ausflugsfrühling statt, dies bedeutet, dass seit September 2023 der Käfer im Boden auf seinen Flug in diesem Frühjahr wartet. Der Ausflugszeitpunkt richtet sich nach der Außentemperatur. Sobald es längere Zeit über 20 °C warm ist, kommt es zum Schwärmflug. Man kann auch sagen, sobald bei der Rosskastanie die weißen Blüten zu sehen sind, fliegt der Maikäfer.
Der Maikäfer hat noch einige Verwandte:
Der Junikäfer hat eine ähnliche Biologie, fliegt aber, wie sein Name schon sagt, einen Monat später.
Ein großer und sehr bekannter Verwandter des Maikäfers ist der Hirschkäfer. Die Männchen können mit ihrem großen „Geweih“ bis zu 7 cm lang werden.
Ob sich diese Massenvermehrung weiter fortsetzt oder irgendwann zusammenbricht, weiß heute noch keiner. Aber aus diesem Grund, sollen unter anderem auch im Stadtwald Käfer gefangen und auf Krankheitserreger untersucht werden.
Das gezielte Einsammeln der Käfer, wie es früher praktiziert wurde, bewirkt nichts, da man die Population mit dieser Maßnahme nicht unter die kritische Dichte bringen kann.
Unsere Waldbäume stehen in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen, da sie durch die letzten Trockenjahre sehr geschwächt sind. Ich hoffe, dass Sie trotzdem überleben.
Trotz aller Probleme wird man in der Dämmerung wieder dieses faszinierende Naturschauspiel des Schwärmflugs der Maikäfer beobachten können.
Christian Hautz
Stadtwald Philippsburg