Mit Lok-Brot und Lok-Süßigkeit angelo(c)kt

Rheinsheimer feierten „Loktoberfest“ und „Reinfall von Rhonser“

Empfehlungen, wie die versunkene Lok tatsächlich gefunden und geborgen werden könne, gab es zuhauf. Jeder der „Loktoberfestbesucher“ hatte sich bereits intensiv Gedanken gemacht, wo im Rhein am besten getaucht und gebuddelt werden könne.

Dieter Rauh etwa schlug vor, das Großereignis als „Reinfall von Rhonser“ in die Eisenbahngeschichte eingehen zu lassen. Einen positiven Aspekt gewann Bruder Werner Rauh dem Debakel ab: „Das Mystische bleibt uns erhalten, das Geheimnis zu lüften ist jetzt Aufgabe weiterer Generationen.“

Für Ortsoriginal Freddy Degen steht fest: "Eine bessere Dramaturgie hätte niemand erfinden können.“ Adelheid Wagner von den „Rhosemer Stockriewer“, so die Vereinigung zur Pflege und Förderung fastnachtlichen Brauchtums, kündigte wild entschlossen an: Ihre Truppe werde still und heimlich die Lok an Land holen.

Auch andere Lokfans wollten die Suche nach dem verborgenen Schatz am liebsten selbst in die Hand nehmen. Neue Ideen tauchten immer wieder auf. Auch Annahmen, wo die versunkene Lokomotive, die 1852 bei einem Transport sturmbedingt ins Wasser kippte und seit 166 Jahren im Rhein schlummert, ihr Dasein fristen könnte. Rheinaufwärts vermuteten die einen „Experten“, mehr rheinabwärts die anderen.

Mitgefühl und Mitleid herrschten beim Rhonsemer Loktoberfest im Hof des „Goldenen Löwen“, dass die Eisenbahnfreunde und Schatzsucher nach dem großen Tamtam ein solches Fiasko erleben mussten. Viele Rheinsheimer zeigten sich enttäuscht, dass das erwartete „Jahrhundertereignis“ so spektakulär endete, und dachten an den Seemann Freddy Quinn: „Wir lassen uns das Leben nicht verbittern.“ Gefeiert wurde trotzdem, wenn auch nicht mit den 20.000 Besuchern, die im Falle eines Erfolgs erwartet worden wären. „Wir liegen vom Zuspruch her knapp darunter“, so Degen.

Mit einigen lokspezifischen Köstlichkeiten warteten die Organisatoren auf, so mit knusprigen „Lok-Vesper-Broten“ der örtlichen Bäckerei Pagel. Wer es etwas süßer wollte, der bekam eine verführerische „süße Lok“.

Die Bürgergenossenschaft hatte mit den drei Experten Horst Müller, Mario Schmiedicke und Volker Jenderny die enttäuschten, aber dennoch hoffnungsvollen „Jäger der versunkenen Lok“ an Bord geholt und an den tragischen Ort ihres Scheiterns gelockt.

Für ihren Einsatz und ihre Verdienste um die Steigerung des Bekanntheitsgrades von Rheinsheim ernannte Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner das Trio zu Ehrenmitgliedern der „Löwen BG“ und versicherte: „Bei der nächsten Lokhebung sind wir wieder dabei.“

Rheinsheim gehört zu den Faschingshochburgen im Landkreis. „Keine Sorge“, hieß es unter den versammelten närrischen Aktivisten, „die Lok wird im Mittelpunkt der Kampagne stehen.“

Bereits geschrieben ist von Gerhard Weick ein Lok-Gedicht, ein Lok-Lied hat Ingrid Klumpp komponiert. Beide Besonderheiten waren am Sonntag zu hören.

Schmidhuber

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