Musik als Heilmittel für die Seele

Konzertverein bot Kammermusik-Highlight unter Corona-Auflagen

Geradezu überschwängliches Lob für die empfundene „Entführung in eine andere Welt“ - so ein Kommentar - gab es von allen Seiten, von allen Besuchern in der ausverkauften Festhalle, die entsprechend der Corona-Auflagen mit den vorgeschriebenen Abständen bestuhlt war. „Balsam für die Seele“, so fühlte der Philippsburgs Kunstmäzen Dieter Rauh.

An den märchenhaften „Zauberwald“ fühlte sich der Rathaus-Ausstellungsleiter Rudolf Scheuer erinnert. Ins Schwärmen geriet auch Altbürgermeister Jürgen Schmidt: „Ich bin entzückt und freue mich, dass das Angebot so gut angenommen wurde.“

Coronabedingt mussten die Musikfreunde in den vergangenen Monaten auf viele Freuden verzichten, fast alle geplanten Konzerte fielen letztlich der Pandemie zum Opfer. Doch der Kunstverein Philippsburg mit seinem ideenreichen Vorsitzenden Matthias Hutter ermöglichte etwa 75 erbauende Minuten.

In die Jugendstil-Festhalle hatten er und sein Team zu einem Kammermusik-Highlight „Quartette für Oboe und Streicher“ eingeladen und vier Topmusiker aus dem Anhaltinischen Theater in Dessau ins Badische geholt.

Die vielfachen Preisträger und Koryphäen, die diese Bezeichnung sofort rechtfertigten, ließen die bedeutenden Komponisten des Barocks wie Georg Philipp Telemann und Wolfgang Amadeus Mozart in den ehemaligen Stadtmauern der Reichsfestung gegenwärtig werden. Zu deren Schaffenszeiten herrschte im umkämpften Philippsburg wüstes Waffengeklirr. 2020 waren in der Stadtmitte nur erbauende, wohlklingende Töne zu hören.

Aber nicht nur das. Mit einer Uraufführung von Matthias Hutter, der auch Leiter der Musik- und Kunstschule ist, bekamen die Besucher eine „höchst beeindruckende Überraschung“ geboten, so Jürgen Schmidt. Aus seiner Feder stammt das „Quartett für Oboe d’amore, Violine, Viola und Violoncello“. Er wolle, so definierte er sein Ziel, traditionelle Musik mit modernen Elementen verbinden und das Publikum emotionale gefangen nehmen. Was ihm auch bestens gelang, wie der lautstarke Beifall bewies.

Die unausgesprochene Botschaft des Abends lautete: Jeder kann dem Coronavirus etwas Schönes entgegensetzen. Niemand muss zu Hause sein Dasein fristen und sich der Hilflosigkeit ausliefern. Musik ist ein Allheilmittel für die Seele. Sie verbindet Menschen miteinander.

Auf der Bühne zeigten Davis Werner (Oboe), Christoph Klein (Violone), die gebürtige Bulgarin Svetla Kambourova (Viola) und Violoncellistin Seonghee Lee, die aus Südkorea kommt, ihr perfektes Können. Das Publikum dankte für den musikalischen Genuss mit langanhaltendem Applaus. Mit Mozarts „Quartett KV 370“, geschrieben für den Mannheimer Friedrich Ramm, schufen die vier auch einen lokalen Bezug. Es gehört zu den schönsten Werken.

Werner Schmidhuber

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