Nacktbaden im verhüllten Brunnen in Philippsburg?

Fliesen und Rohre werden erneuert/Vor 60 Jahren von Franz Burda gestiftet

Die Amtsleiterin im Philippsburger Rathaus und Vorsitzende des Heimatvereins, Helga Steinel-Hofmann, schmunzelt: „Es ist schon vermutet worden, dass über die heißen Tage ein Nacktbaden im Brunnen erlaubt sei. Um keine Erregung öffentlichen Ärgernisses zu verursachen, habe die Stadt den freien Blick der neugierigen Öffentlichkeit auf die Badenixen mit Plastikfolien verstellt.“

Doch diese Spekulationen sind falsch. FKK-Freunde müssen sich etwas Anderes suchen. 2018 muss der auffällige, markante Philippusbrunnen in Philippsburg saniert werden. Etliche Fliesen sind locker oder gar weggebrochen. So werden jetzt alle erneuert. Auch an den Wasserrohren nagte der Zahn der Zeit. Bei der Enthüllung soll der Brunnen wieder in alter Schönheit erstrahlen.

Der sogenannte Philippusbrunnen bildet den Mittelpunkt auf dem Ile-de-Rè-Platz, dem früheren Kirchenplatz, und fügt sich harmonisch in das Ensemble vor der Kirche und dem Pfarrhaus ein. Aus Anlass der Heimattage im Jahre 1958 stiftete Ehrenbürger Senator Dr. Franz Burda seiner Heimatstadt Philippsburg diesen Marktbrunnen. Ein Jahr zuvor hatte er dem bekannten Bildhauer Edzard Hobbing den Auftrag erteilt.

In der Ausgestaltung des achteckigen Brunnentrogs ließ der Künstler die historische Vergangenheit von Philippsburg wieder aufleben. Die Darstellungen an den acht Brunnenwangen stehen für große geschichtliche Ereignisse. Aber auch einzelne Besonderheiten aus dem Alltag von Philippsburg und den Bewohnern sind wiedergegeben.

So erfährt der Betrachter etwas über den „Einzug eines Bischofs“ und die „Umtaufe der Stadt Udenheim in Philippsburg“, dann sieht er eine „Schlachtszene“, wird mit dem „letzten Kommandant“ vertraut gemacht und mit dem „Rekrut von Philippsburg“, ein 300 Jahre altes Ereignis. Weitere Informationen gibt es in dieser Form über die „Rettung aus Wassernot am Rhein“, über die „Rheinfischer bei der Arbeit“ und über die damaligen „Goldwäscher“.

Die Brunnensäule ragt wie ein Obelisk aus der Beckenmitte heraus. Dem oberen Ende ist ein Kämpfer – ein Abschlussstein - aufgesetzt, auf dem der Apostel Philippus steht: mit Buch in der rechten und dem lateinischen Kreuz in der linken Hand. Am oberen Teil der Säule befinden sich die Wappen von Philippsburg, Baden, Speyer und Österreich. Sie weisen symbolisch auf die historischen politischen und geschichtlichen Verbindungen hin. Unterhalb des Wappens von Philippsburg ist das Portrait von Franz Burda zu sehen. Aus vier Kupferrohren an den Seiten der Säule kann, wenn es keine Komplikationen gibt, das Wasser ins Becken strömen.

Eine nachträgliche Bemalung des Brunnens mit neuen Stilelementen wurde 1976 durch den Kunsterzieher am Gymnasium, Helmut Neumann, vorgenommen.

 

Schmidhuber

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