Ortschaft stellt Weichen für Antrag:

Fördermittel für Huttenheim

Der Ortschaftrat ist sich einig, was das „Quartiersprojekt Huttenheim“betrifft. Einmütig hat das Gremium in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung in der Bruhrainhalle dem Entwurf eines Förderantrags für die nicht baulich-investive Städtebauförderung (NIS) zugestimmt. Dem Gemeinderat der Stadt Philippsburg als letztendlich zuständiges Gremium empfahl er, der Antragstellung für die Städtebaufördermittel 2021 im Rahmen der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme Huttenheim und den hierfür anfallenden Kosten ebenfalls sein Ja zu geben. „Nichtinvestive“ Maßnahmen sind beispielsweise Konzepte und Studien, Umsetzungsbegleitung und Marketing, Projektmanagements, Zertifizierungen, Öffentlichkeitsarbeit oder Vernetzungs- und Vermarktungskampagnen. Mit dem Förderprogramm „Nicht-investive Städtebaufördermittel“ (NIS) werden vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg - ergänzend zu den städtebaulichen  Erneuerungsmaßnahmen - Förderungen von nicht baulich-investiven Maßnahmen in Sanierungsgebieten aufgelegt. Konkret gefördert werden dabei Projekte insbesondere zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen in der Freizeit, zur Integration von Migranten, Inklusion von Menschen mit Behinderung, zur Teilhabe von älteren Menschen am Leben im Quartier, Beteiligung und Mitwirkung aller Generationen, Mobilisierung ehrenamtlichen Engagements, Verbesserung des Stadtteilimages durch Erhöhung der Nutzungsvielfalt, Stärkung des Zusammenhalts im Quartier und zu einer bedarfsgerechten Nachversorgung. Viele Möglichkeiten sind geboten, die es zu nutzen gilt.

Übrigens, was ist ein „Quartier“? Der Begriff beschreibt einen Ort des Wohnens, der Versorgung und der Begegnung. Es ist das vertraute Wohnumfeld, in dem soziale Netze aufgebaut, soziale Dienste angeboten und nachgefragt werden und in dem Nachbarschaften gelebt und gepflegt werden. Zur Planung und Koordination der Projekte ist die Beauftragung eines „Quartiersmanagers“ geplant. Das NIS fördert 60 Prozent der Gesamtausgaben, maximal jedoch 100.000 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde beträgt 40 Prozent. Im achtseitigen Huttenheimer Förderantrag mit einer äußerst ausführlichen Beschreibung des Bedarfs, des Gesamtprojekts, der Angebote und der Erneuerungsziele sind die Einzelbeträge noch nicht eingesetzt. In der Sitzung ging es zunächst um die Grundsatzentscheidung, die Ausarbeitung und Festlegung der zugrunde liegenden Zahlen und Mittelabrufe erfolgt in Detailarbeit und Detailabstimmung. So entschieden Ortsvorsteher Markus Heil, sein Stellvertreter Peter Kremer und die weiteren Kommunalpolitiker Andreas Brecht, Petra Jungkind und Kay Krätzer. Auf Anfrage erläuterte Markus Heil: Mit dem Bau des seniorenbetreuten Wohnens in Huttenheim (im Bereich des ehemaligen Rathauses) mit Tagespflege, ist ein erster wichtiger Schritt für die Dorfentwicklung getan. Der Bauantrag wurde zwischenzeitlich vom Investor Markus Wirth gestellt. Unser Ziel ist es, die Dorfentwicklung in Huttenheim mit weiteren Projekten positiv zu gestalten, um den sozialen Zusammenhalt zu sichern und zu verbessern.

Eine sogenannte Quartiersmanagerin/Quartiersmanager soll als „Motor“, als „Kümmerer“ und Ansprechpartner vor Ort die Projekte initiieren und unterstützen. In dem Entwurf des Förderantrags haben verschiedene Anregungen aus dem Ortschaftsrat und der Bevölkerung Eingang gefunden. „Somit sind wir umgehend handlungsfähig, sobald das jährliche Programm für 2021 ausgeschrieben ist“, so der Ortsvorsteher. Da in den vergangenen Jahren der 15. Mai als Stichtag angesetzt war, wird auch 2021 von dieser Abgabefrist, die noch nicht veröffentlicht ist, ausgegangen.

Schmidhuber

Umfrageergebnisse vorgestellt: Was wünschen sich die Huttenheimer?

Was sind die Bedürfnisse der Huttenheimer? Wo drückt der Schuh? Was sollte besser werden? Was steht im Einzelnen auf der Wunschliste?

Im Zusammenhang mit einer Aufwertung des Stadtteils – mit Hilfe eines attraktiven Förderprogramms – stellen sich diese und ähnliche Fragen. Wofür soll Geld nach Huttenheim fließen? Wie sich die Bevölkerung die Weiterentwicklung ihrer Heimat vorstellt, ist auch für den Ortschaftsrat relevant, der dafür die notwendigen Maßnahmen anzugehen hat. Um auf einer gesicherten Grundlage einen Förderantrag – mit Beschreibung möglicher Weichenstellungen – die weiteren Schritte unternehmen zu können, stellte Jochen Schulz von den Freien Wählern das Ergebnis der knapp einmonatigen Umfrage „HuttenheimDialog!“ in der öffentlichen Ortschaftsratssitzung vor. Dabei zeigte sich eine erstaunliche Vielfalt an Anregungen und Ideen aus der Bevölkerung.

Für die Fleißarbeit bedankte sich Ortsvorsteher Markus Heil bei den Initiatoren und bei allen beteiligten Bürgern. Bei der eingegangenen Menge musste auch eine Priorisierung von Maßnahmen, die angepackt werden sollten, vorgenommen werden. Andere Vorschläge sind einstweilen aufgeschoben: auch mit Blick auf das „seniorenbetreute Wohnen“. Denn das Großprojekt mache „einen Schritt nach dem anderen“ erforderlich.

Unumstritten sind:

  • die Fortführung der Nachbarschaftshilfe durch den Ortschaftsrat Huttenheim über die Corona-Zeit hinaus, etwa in Form von Behördengängen und Einkaufshilfen.
  • die generationenübergreifende Bewirtschaftung von Gärten („Gartenpatenschaften“). Das bedeutet: Zusammenführung von Interessenten, die einen Garten haben und den Garten nicht mehr bewirtschaften können oder wollen. Auf der anderen Seite stehen beispielsweise junge Familien, die ein Gartengrundstück suchen.
  • die Vornahme von Patenschaften zur Baumpflege entlang der Straßen in Huttenheim.

Im Vorfeld der Umfrage hatten die FW in ihrer Homepage auf den Gesamtzusammenhang aufmerksam gemacht. So hieß es unter anderem: „In den vorbereitenden Untersuchungen für das Sanierungsprogramm in Huttenheim wurde nicht nur die Sanierung von privaten und öffentlichen Gebäuden ins Auge gefasst, sondern auch die sozialen Bedürfnisse des dörflichen Zusammenlebens, die in einem Quartierprojekt gefördert werden sollen.“ Nachdem der Gemeinderat seine Zustimmung gegeben hatte, war nun der Ortschaftsrat beauftragt, einen Förderantrag vorzubereiten.

Die Sanierungsprogramme fördern nicht nur Gebäude, sondern auch solche Projekte, die dazu dienen, den ländlichen Raum lebenswert zu halten und die dörfliche Gemeinschaft zu stärken und neu zu beleben, hieß es mit Blick auf die Umfrage. „Ein Dorfleben mit Dorffesten, Martinsumzug, Weihnachtsmarkt oder einem Backhaus auf einem Gemeinschaftsplatz, Bürgertreff, Reparaturwerkstatt, Marktscheune, Fahrradkurier und Mitfahrbänke oder Seniorenspaziergängen sind schnell gefordert – brauchen aber helfende Hände.“

Konkreter Hintergrund: Im Zentrum von Huttenheim entsteht nach Abriss des Feuerwehrhauses ein Seniorenzentrum mit der Option für ein Seniorencafé mit angegliederter Nahversorgung rings um den Bankomaten. Das alte Rathaus soll saniert werden. Die Nutzung etwa in Richtung auf ein Bürgerhaus ist in der Diskussion. Mit dem BürgerhausLöwen in Rheinsheim gibt es ein sehr erfolgreiches Beispiel aus der Stadt. Das dortige Quartiersprojekt mit Ideen für den ganzen Stadtteil wird finanziell aus NIS-Mitteln getragen. NIS-Mittel sind auch für Huttenheim zu erwarten. Den Initiatoren geht es darum, „den Förderantrag mit Leben zu erfüllen“, schreiben Jochen Schulz und Andre Zieger. Dazu wurde die Online-Umfrage gestartet. „Wir wollen die Bürger in den Meinungsbildungsprozess einzubinden“, ergänzte in der Sitzung auch Ortschaftsrat Peter Kremer. An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 150 Personen. Gemessen an vergleichbaren Umfrageaktionen könne man die Rücklaufquote als gut und aussagekräftig bezeichnen, hieß es.

Im Vordergrund stand die allesumfassende Frage: Wie ist die Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld in Huttenheim? Nur 12 Prozent sind nicht oder nicht so ganz zufrieden, alle anderen Befragten äußerten sich wohlwollend und begründeten dies mit verschiedenen Anmerkungen. Die negativen Aspekte beschränkten sich beispielsweise auf fehlende Freizeitangebote, fehlende Einkaufsmöglichkeiten oder fehlenden Lärmschutz. Etwa zehn Problembeschreibungen kamen zusammen, wofür akuter Handlungsbedarf gesehen wird. Zu den Anregungen gehörten, jeweils mit großer Mehrheit, ein Dorfladen am Seniorenzentrum, ein Dorfgemeinschaftsplatz, ein Begegnungscafe, ein Wochenmarkt, eine Kulturbühne, ein Backhaus. Was wünscht sich die Bürgerschaft weiter? Angebote für Kinder und Jugendliche, Seniorenbetreuung, ein Dorffest, Kulturveranstaltungen, ein Weihnachtsmarkt. Von den 150 Teilnehmern haben 60 ihr Interesse an einer aktiven Mitarbeit an der Umsetzung der Maßnahmen bekundet.

 

Schmidhuber

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