Philippsburg jetzt unter königlichem Schutz:

Heilige Drei Könige besuchen Häuser und sammeln Geld für wohltätige Zwecke

Das Philippsburger Rathaus und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen ab sofort unter dem direkten Schutz der Heiligen Drei Könige. Über dem Haupteingang steht mit Kreide „Christus Mansionem Benedicat“ geschrieben: Christus segne dieses Haus.

Gleich drei gekrönte Häupter suchten mit Begleitpersonal den Verwaltungssitz auf, schwenkten ein Weihrauchfass und reichten eine Spendenkasse. Gemeinsam sangen sie ein mehrstrophiges Lied, überbrachten in Gedichtform gute Wünsche, erteilten den Haussegen in Form einer Aufschrift über dem Portal: „20+C+M+B+19“. Dankbar würdigte Beigeordneter Dieter Day die ehrenvolle Aufwartung und überreichte dafür den Gästen ein Geldgeschenk. Mit ihrem jugendlichen Alter beeindruckten die „Weisen“, allesamt weitaus jünger als die bekannten Magier vor über 2.000 Jahren, die oft mit Bärten abgebildet sind: Caspar, Melchior und Balthasar.

Nicht allzu lange verweilten die biblischen Sterndeuter im Rathaus, gleich ging’s weiter in die umliegenden Häuser. Immer am 2. Januar jeden Jahres erfolgt die feierliche Aussendung der Sternsinger durch den Pfarrer. In der Pfarrkirche St. Maria weiht der Seelsorger den Weihrauch, der in Weihrauchfässern mitgeführt wird, und erteilt den jungen Leuten den kirchlichen Segen. Bei den hiesigen Sternsingern handelt es sich um Ministranten und Ministrantinnen, die in bunte Gewänder gehüllt sind, goldglänzende Kronen tragen und so durch den Ort wandeln und Geld für wohltätige Zwecke sammeln.

Bis einschließlich dem Dreikönigstag dürften die verschiedenen Königsgruppen rund 400 Haushalte in der Kernstadt beehrt haben. Besucht wird nur derjenige, der auch einen Besuch wünscht. Außer Geldspenden bekommen die Jugendlichen allerlei Süßigkeiten.

In der Region pflegt Philippsburg diesen besonderen Dreikönigsbrauch am längsten. Nach mündlichen und schriftlichen Überlieferungen sollen die Monarchen in der ehemaligen Festungsstadt schon in den 20er-Jahren, ja sogar vor dem Ersten Weltkrieg aufgetaucht sein. Erst gegen Ende der 1950er-Jahre zogen die anderen Kommunen nach. Frühere Einsätze als in Philippsburg und dann in den Nachkriegsjahren in Huttenheim sind andernorts nicht bekannt. 1958 kam in Wiesental die Initiative zur ersten privaten Sternsingeraktion zustande.

Die Originale im Matthäus-Evangelium stammten aus dem Morgenland, blieben aber im Abendland: Angeblich ruhen die Reliquien der Originalkönige in einem Schrein im Kölner Dom. Nach einer Analyse handelt es sich bei den brüchigen Kleidungsstücken um königliche Stoffe, bestehend aus Seide, Purpur und Gold: hergestellt vor etwa 2.000 Jahren in Syrien.

Schmidhuber

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