Renaturierung mit 110 Jugendlichen und 200 Jung-Eichen

Aus dem ehemaligen 20 Hektar Munitionslager wird Naherholungsgebiet

Wachturm blieb erhalten/ Demo-Ort von Joschka Fischer

Aus dem ursprünglichen Munitionslager wird immer mehr Wald, statt zwei Dutzend Bunker sind jetzt 200 neue Eichen zu sehen. Eiche steht symbolisch auch für Festigkeit, Standhaftigkeit, Unerschütterlichkeit, Dauerhaftigkeit. Und diese Eigenschaften sind jetzt im Stadtwald Philippsburg gefragt, wenn aus dem 20 Hektar großen ehemaligen Munitionsdepot in der Molzau nach und nach ein Naherholungsgebiet wird: ein friedliches Stück Mischwald, in dem die Vögel die Freiheit der Nichteinzäunung genießen und fröhlich zwitschern. Mit vereinten Kräften soll eine optimale Renaturierung des früher zweckentfremdeten Waldgebiets geschaffen werden, auch mit Hilfe von mehr als 200 jungen Eichen. Damit ist die nahe Zukunft gesichert, denn eine Eiche kann bis zu 1.200 Jahre alt werden.

Mit Hilfe von jungen Leuten erfolgt die derzeitige Aufforstung. Als freiwillige hochmotivierte Natur- und Umweltfreunde betätigten sich die vier fünften Klassen des Copernicus-Gymnasiums. Rund 110 Jugendliche waren – zumeist mit Spaten bewaffnet – von der Schule in das Pflanzgebiet marschiert. Dort bekamen sie von Revierförster Christian Hautz und Mitarbeitern seines Teams ein etwa ein Meter großes Bäumchen in die Hand gedrückt. Unter seiner Anleitung und Aufsicht gruben die so um die elf Jahre alten Hobbyförster ein Loch in den festen Waldboden und pflanzten fachgerecht die Jung-Eichen. Damit geht – ganz sukzessive – für den Privatinvestor „Stefan Gredler - BioEnergie Nordbaden“ eine äußerst erfolgreiche Konversion vonstatten. Die Kosten für den Rückbau des Depots und die Wiederaufforstung bestritt von Anfang an der Geschäftsmann aus eigener Tasche. Von ihm und seiner Assistentin gab es auch eine umfassende Verpflegung für die gymnasialen Waldarbeiter.

Die Bilanz vor Ort kann sich nach den Worten von Bürgermeister Stefan Martus sehen lassen: 21 der einst 24 massiven Bunker in der Molzau, wo die Amerikaner zum Teil Atomsprengköpfe gelagert hatten, gibt es nicht mehr. Einen der drei übrig gelassenen Bunkerkolosse bekam der städtische Bauhof, einer wurde dem Forst vermacht, ein Betonklotz soll als gastliche Fledermausherberge dienen. Fast alle ehemaligen Straßen und Wege durch das Hochsicherheitsgebiet des Kalten Krieges sind inzwischen entsiegelt.

Nur ein Überbleibsel erinnert an die alten Ost-West-Spannungen. Der Wachturm des Munitionslagers blieb erhalten, um als Art Mahnung an die unselige Zeit zu erinnern, als die gefährlichsten Waffen in der Region lagerten. Etwa zwischen 1977 und 1980 war das Munitionsdepot nach dem sogenannten „Long Range Security Program“ ausgebaut worden. Hierzu gehörte ein Wachgebäude mit Betonwachturm, der bei der Betrachtung sofort Assoziationen mit den ehemaligen Grenzanlagen der DDR auslöst.

Immer noch hält sich das Gerücht, der Turm stamme aus DDR-Produktion, weil gewisse Ähnlichkeiten zu den bis 1989 vorhandenen Grenzbefestigungen bestehen. Martus zeigte den Schülern auch die Stelle, wo einst der grüne Joschka Fischer, später Bundesaußenminister, demonstriert und an einem Sitzstreik teilgenommen hatte.

 (Schmidhuber)

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