Sanddüne als Modellprojekt und als besonderer Lebensraum

60.000 Tonnen Sandberg im rekultivierten ehemaligen Munitionsdepot

Von einem Modellprojekt spricht Bürgermeister Stefan Martus. Mit Stolz. Denn die Zukunft der größten Sanddüne im Philippsburger Wald – auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots – und wohl auch der größten in der näheren Umgebung ist gesichert. Die offizielle Übernahme der zwei Hektar großen Fläche durch die „Pflegeeltern“, vertreten durch Uschi Sibler-Thomsen und Andreas Bohnstedt vom BUND Bruhrain, erfolgte im Beisein von Investor Stefan Gredler, Bürgermeister Stefan Martus und Revierförster Christian Hautz. Im Anschluss gab es noch eine Führung durch das Areal.

Jetzt hat Philippsburg zum Geißböckelgraben ein weiteres interessantes Schutzgebiet, meint der BUND. Für das erforderliche Bearbeitungskonzept zeichnet das Landratsamt verantwortlich. Die Sanddüne befindet sich in der Nähe des Wachturms, der ein Überbleibsel aus den Zeiten des Kalten Kriegs ist, als zwischen den Bäumen sogar Atomsprengköpfe gelagert waren. Was aufhorchen ließ: Die Philippsburger Düne besteht aus 60.000 Tonnen Sand.

Prinzipiell gilt: Die Sanddünen haben einen hohen Erlebniswert. Bei näherer Betrachtung erschließt sich sofort eine faszinierende Lebenswelt. Wie vor Ort zu erfahren war, zählen die Sanddünen zu den wertvollsten Lebensräumen der Kulturlandschaft, hier finden viele hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten letzte Refugien. Auf dem sandigen Standort herrschen besondere Bedingungen, die meist durch Trockenheit, Sedimentumlagerungen, hohe Sonneneinstrahlung und geringen Nährstoffgehalt geprägt sind. Nur wenige Pflanzen können hier gedeihen, informierte Hautz und nannte beispielhaft die Sandstrohblume und die Silberscharte. Zur Tierwelt gehören die blauflügelige Ödlandschrecke und der Ameisenlöwe.

Seit 2014 ist die früher hoch gesicherte Umzäunung verschwunden und das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich. Aus dem 20 Hektar großen ehemaligen Munitionslager in der Molzau wurde nach jahreslanger Reaktivierung und Rekultivierung ein Naherholungsgebiet: ein friedliches Stück Mischwald, in dem die Vögel die Freiheit der Nichteinzäunung genießen und fröhlich zwitschern. Damit ist für den erfolgreichen Privatinvestor Stefan Gredler von „BioEnergie Nordbaden“ eine äußerst erfolgreiche Konversion vonstatten gegangen. Ihm habe die Stadt viel zu verdanken, hieß es. Die Kosten für den Rückbau des Depots und die Wiederaufforstung hat der Geschäftsmann aus eigener Tasche bestritten.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: 21 der einst 24 massiven Bunker in der Molzau, in denen zum Teil Atomsprengköpfe gelagert waren, gibt es nicht mehr. Einen der drei übrig gelassenen Bunkerkolosse bekam der städtische Bauhof, einer wurde dem Forst vermacht, ein Betonklotz soll als gastliche Fledermausherberge dienen. Alle ehemaligen Straßen und Wege durch das Hochsicherheitsgebiet des Kalten Krieges sind inzwischen entsiegelt. Der Großteil des neu angelegten Waldes kann bei Bedarf als Ausgleichsmaßnahme verwendet werden.

(Schmidhuber)

 

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