Schreckliche Schnakenplage
Stechmücken auf der Suche nach Menschenopfer
Die Rheinangrenzer werden derzeit von aggressiven Schnaken tyrannisiert und flüchten sich, so oft es geht, in ihre Häuser, um Bedrohungen durch die tierischen Bösewichter zu entgehen, die in jedem Baum und in jeder Hecke lauern. Dabei handelt es sich um vampirähnliche Blutsauger, gerade 15 Millimeter groß, Schmerzbereiter ohne Gnade und Erbarmen. Mit ihren Rüsseln durchstechen die weiblichen Plagegeister die menschliche Haut und schlürfen das Blut gierig in sich hinein.
Opfer ihrer Gelüste sind hauptsächlich die nahen Rheinsheimer, aber auch Philippsburger und ebenso Gepiesackte aus anderen Gemeinden.
Nicht ein besonders leckeres Blut ist schuld, sondern die Nähe zum Rhein und zu den Brutgewässern. Nach Ansicht der Gestochenen und Gemarterten werden sie weitaus mehr in Mitleidenschaft gezogen als in früheren Jahren. Wo auch immer, im Schlafzimmer oder Garten, auf Straßen oder Terrassen: Überall ist das stukaähnliche Gebrumme zu hören. Hitze, Regen, Hochwasser und hohe Luftfeuchtigkeit sind traumhafte Bedingungen für die kleinen Monster.
Seine Erfahrungen hat Michael Knebel, Vizechef der Wassersportler beim WSC Rheintreue Rheinsheim, gesammelt. „Bei Dämmerung hält es kein Mensch mehr draußen aus. Im Vereinsheim war kürzlich das Schnakenfenster ganz schwarz, hing mit den Biestern voll, die alle hereinwollten. Alle Bedeckungsmaßnahmen mit langen Hosen und langärmeligen Hemden helfen nichts, auch keine Mückensprays.“ Sogar Stiche in die Augen sollen einigen Kanuten widerfahren sein.
„Ein echter Rhonsemer wird nicht gestochen“‚ hat Günter Brecht bislang behauptet und sich als Anschauungsobjekt zur Verfügung gestellt. Doch 2021 ist es anders, weiß der Chef des Gartenbauvereins, der sich viel im Freien aufhält, mit dem Hund Gassi geht und am Waldrand wohnt. „Unsere Verwandten haben alle Besuche im Schnakenort Rheinsheim abgesagt.“
„Die senn mordmäßig aggressiv“, jammert das Gärtnerehepaar Beate Kuhn und Charly Schneider. Die Quälerei habe Ausmaße angenommen wie bei den biblischen Plagen unter Moses. Als Pflanzenexperten setzen die zwei viel Lavendel und Weihrauch zur Abwehr ein und behelfen sich mit einem Ventilator, um die schmerzverursachenden Zweiflügler fernzuhalten.
Immerhin haben die befragten Vertreter der KABS (Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) ein Trostplästerchen bereit und verbreiten Hoffnung. „In 14 Tagen werden spürbar weniger Stechmücken als bislang unterwegs sein“, versichert Andreas Arnold.
„Bis zum 17. Juli hat es sieben erfolgreiche Bekämpfungsphasen gegeben, doch dann machte das Hochwasser alle diese Maßnahmen zunichte.“ Die sogenannten Rheinschnaken legen ihre Eier am Ufer und in den Auen ab. Wenn das Wasser steigt und die Eier überspült, schlüpfen die Larven.
Sein Kollege Frank Steuerwald, der den Bereich Philippsburg betreut, geht davon aus, dass der Rheinpegel weiter fällt und keine neuen Larven mehr nachkommen. KABS-Einsätze, etwa mit Hubschraubern, seien momentan nicht möglich. Zu den Leidtragenden der Plage gehöre vor allem die Rheinschiene. Seine gewonnenen Erfahrungen aus den zurückliegenden Jahren: Die Blutgier der Schnaken hat stark zugenommen.
Schmidhuber