Starkes Mastjahr bei der Eiche

Überall im Stadtwald findet man riesige Mengen von Eicheln unter den Eichen

Eicheln sind nur etwa 35 Millimeter lang und wenige Gramm leicht. Bis zu 40.000 von ihnen kann eine gesunde Eiche in einem Mastjahr produzieren. Und nur ganz wenige entwickeln sich zu einem stattlichen Baum. Die meisten werden von Tieren wie z.B. Wildschweine, Mäuse oder Eichhörnchen gefressen oder können nicht keimen.

Übrigens geht der Begriff Mast auf Zeiten zurück, in denen die Wälder neben der Holzgewinnung noch intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden. Damals waren ergiebige Samenjahre gute Jahre für die örtliche Bevölkerung, die ihr Vieh zum Weiden in die Wälder trieb. In einem Samenjahr waren die Tiere wohlgenährt bzw. gemästet. Mastjahre bei der Eiche kommen bei uns nur alle sechs bis zehn Jahre vor.

Licht, Wasser und Sauerstoff braucht´s, um ein Samen keimen zu lassen

Licht, Wasser und Sauerstoff sind zur Keimung notwendig, die richtige Temperatur lässt den faszinierenden Vorgang schließlich starten. Mittels biochemischer Prozesse nimmt die Eichel Wasser auf und platzt. Gleichzeitig werden Eiweiße und Kohlenhydrate aufgespalten und als Nährstoffe zur Verfügung gestellt. Die braucht der kleine Samen, muss er doch den im Embryo vorhandenen Spross, die Keimblätter und eine Wurzel ausbilden und durch den aufgeplatzten Spalt wachsen lassen. Doch wie weiß der Keimling, dass er die Wurzel „nach unten“, den Spross „nach oben“ wachsen lassen muss? Winzige Steinchen, in den Zellen eingelagert, folgen der Schwerkraft und zeigen dem Keimling, wo es in den Boden und wo es in Richtung Sonne geht. Der Eichenkeimling kann deshalb eine lange Wurzel senkrecht in die Tiefe des Erdreichs bilden - im etwa selben Tempo zieht der Spross in die Höhe. Sobald die Keimblätter das Sonnenlicht erblicken, starten sie mit der Fotosynthese. Anfänglich zehrt der Keimling noch von seinem „Rucksackproviant“, nach etwa einem Jahr muss er ausreichend eigene Nährstoffe produzieren. Dazu braucht er genügend Licht, weshalb wir Eichen stets auf Freiflächen -ohne Beschattung- pflanzen.

Schon der Sämling kämpft sofort ums Überleben

Wer jetzt denkt, der Sämling hat es jetzt geschafft, der irrt. Jetzt verstärkt sich der Kampf um das Bodenwasser und das Licht, denn der Sämling hat oft genug hundertausende Gleichgesinnte um sich – der natürliche Ausleseprozess beginnt. Als wäre das, neben der jährlichen Spätfrostgefahr, nicht schon genug, droht weiteres Ungemach: Das Rehwild frisst mit größter Leidenschaft junge Sämlinge. Bei ökosystemverträglichen Wilddichten bleiben gleichwohl genug Sämlinge übrig. Sind die Rehwildbestände aber überhöht, hat der allergrößte Teil der Sämlinge kaum eine Chance zu überleben. Erst in zwölf Jahren sind sie etwa fünf Meter hochgewachsen, jetzt kann das Rehwild den jungen Eichen nicht mehr schaden.

In unseren Kulturen helfen wir den jungen Eichen gegen die Rehe, in dem wir entweder einen Zaun um die Fläche bauen oder die Bäumchen mit Einzelschutz versehen. Außerdem muss die Fläche in den ersten Jahren wegen den Rankpflanzen, wie Brombeeren oder Waldrebe, ausgemäht werden.

Kaum zu glauben, dass solch ein Eichenpflänzchen dann mit etwas Glück etwa ein Viertel Jahrtausend vor sich hinwächst. Und damit im wahrsten Sinne des Wortes vom Zwerg zum Riesen wird …

Christian Hautz
Stadtwald Philippsburg

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