Tod, Vernichtung und Zerstörung - Not, Leid und Elend
Vortrag von Flüchtling Monaf Safan über die Lage in Syrien
Wer würde nicht aus seinem Land fliehen, wenn er dort vom Tod bedroht ist? Wer wollte nicht mit seiner Familie die Flucht ergreifen, um das Leben seiner Kinder zu retten? Seit 2011 herrscht in Syrien ein erbitterter Krieg mit vielen Fronten. Die syrische Regierung von Diktator Baschar al-Assad bombardiert die eigene Bevölkerung. Auch der „Islamische Staat“ (IS) und verschiedene Rebellenmilizen metzeln Zivilisten nieder. Russland greift seit September 2015 in den Krieg ein und fliegt Luftangriffe. Bilanz: Bislang sind 600.000 Menschen umgekommen, es gibt zwei Millionen Verletzte und 400.000 Vermisste. 45 Prozent der Bevölkerung wurden vertrieben.
Über „Syrien gestern und heute“ informierte Monaf Safan, der als syrischer Flüchtling derzeit in Hambrücken lebt. In einem beeindruckenden und Gänsehaut verursachenden Vortrag mit vielen Bildern und Beschreibungen schilderte er als direkt Betroffener den Niedergang seines Heimatlandes und fasste in einer bewegenden Präsentation im Pfarrheim St. Maria seine Beobachtungen und Eindrücke zusammen: Ein Land, einst reich an Kultur und Kulturstätten, wurde inzwischen zugrunde gerichtet. Den Menschen ist ihre Lebensgrundlage genommen. Deshalb müssen sie aus ihrer angestammten Heimat fliehen.
Monaf Safan ist 27 Jahre alt, ledig und von Beruf Kommunikations-Ingenieur. Von Deir ez-Zor aus, eine Stadt im Osten Syriens, hat er seinen Fluchtweg genommen. Seit Februar 2016 lebt er in Deutschland, seit Juni 2016 in Hambrücken. Hier lernte der Syrer die deutsche Sprache. Doch wie kommt es zum Vortrag in Philippsburg? Peter Straub vom Arbeitskreis hatte ihn schon einmal bei einer Veranstaltung in Hambrücken gehört und daraufhin prompt den Termin für Philippsburg zusammen mit den beiden Pfarrgemeinden als Kooperationspartner initiiert. Die Organisation übernahm im Wesentlichen Rita Metzger vom Rathaus Philippsburg. Zu den rund 120 Zuhörern gehörte auch Bürgermeister Stefan Martus, der mit Arbeitskreis-Sprecher Christian Breun die am Thema interessierten Gäste willkommen hieß.
Zunächst gab es Informationen über Geografisches, über Geschichtliches, Kulturelles und die Religionen des Landes. Aus den Vorkriegszeiten präsentierte Safan beeindruckende Bilder: wunderschöne Paläste, Moscheen, Kirchen, aber auch blühende Landschaften, Städte mit schönen Märkten, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser. Vor dem unsinnigen Krieg mangelte es an kaum etwas. Die Infrastruktureinrichtungen wiesen einen guten Standard auf, die Bildungsangebote fielen äußert vielfältig und zukunftsorientiert aus, die Gesundheitsversorgung war einwandfrei. Landwirtschaft, Industrie und Tourismus funktionierten bestens.
Dann folgten die Schockbilder: Zahlreiche Aufnahmen zeigten das heutige Ausmaß an Zerstörung und Vernichtung, an Not und Elend. „Seit fünf Jahren ist Syrien nun das gefährlichste Land der Welt“, fasste Safan zusammen. Die Infrastruktur mit der Strom- und Wasserversorgung sei zerschlagen, die Kommunikationsnetzwerke, die Schulen und Universitäten seien am Ende, die Wirtschaft liege am Boden. Überall lauere der Tod, die Menschen müssten fliehen, um ihr Leben zu retten. Als besonders schlimm bezeichnete er die Situation in den belagerten und beschossenen Städten.
„Keine Eltern würden ihre Kinder diesen Gefahren aussetzen, wenn sie nicht überzeugt wären, dass sie nur durch Flucht überleben können“, erklärte der junge Mann. „Sobald einmal in Syrien wieder Frieden herrscht, gehen wir zurück und bauen unser Land auf“, versicherte der Flüchtling, der auf Verständnis bei denen hofft, die weit weg vom Kriegsgeschehen leben und Krieg nur vom Fernsehen her kennen.