Trauerfeier von unserem ehemaligen Mitarbeiter Manfred Reeb

Liebe Trauernde!
Sehr geehrte Damen und Herren!

Entstehen, werden, leben und aufblühen – und wieder vergehen, zunichte werden, zerbrechen. So hat es Michael Frank in diesem Lied aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gesehen: daß all dies aufblühende Leben auch immer wieder vergeht, daß es dem Bild eines Nebels entspricht, der entsteht und auch wieder verschwindet. Und was dann? Gibt es noch Erinnerung, noch ein Gedenken? Wird etwas bleiben?

Das ist wie an einem Tag heute wieder einmal zu sehen, hier auf dem Friedhof, flüchtig und nichtig das Leben, das wir doch auch gerne in Erinnerung behalten. Wir sehen es nochmal vor uns, was dann auf einmal weg ist.

Ein blühendes Leben: Manfred Reeb mit all seinen Aktivitäten, seinen journalistischen Fähigkeiten wie auch seiner Liebe zu Kindern, seiner Liebe zu Marokko und der Leidenschaft für Bücher, seiner feinen und gebildeten Art, und seiner Zurückhaltung und Korrektheit zugleich mit dem immer perfekten Deutsch. Blühendes Leben, das wir in vielen Aspekten auch gerne vor Augen haben, vielleicht sogar nachahmenswertes Vorbild. Und auch hier ebenso die Einsamkeit, damals schon das Waisenkind, die Fremde; und jetzt im Alter die Hilflosigkeit, die Demenz, Pflege, der Tod. Alles vergeht.

Bei Manfred Reeb ganz nüchtern bescheiden. Er zeigt es uns gewissermaßen in dem Gedenken heute mit dem Blick auf sein Leben; und hat es zugleich auch im eigenen Leben erlebt. Auch und gerade das Schmerzliche darin.

Aufblühendes Leben gesehen bei den Kindern und Familien und Menschen auf den Straßen von Rabat, auf vielen Reisen nach Nordafrika, bei all seiner Liebe zu Marokko. Und zugleich die Armut bei ihnen gesehen, zerbrochen, geschlagen, diese Menschen im Elend. Das hat ihn geschmerzt. Da hat er versucht zu helfen, das aufblühende Leben zu bewahren.

Blühend sind doch ja auch so viele Bücher, voll der Gedanken des Lebens, der Erfahrungen und Erlebnisse. Gelesen hat er viel, und selbst über Marokko geschrieben, und versucht zu bewahren und weiter zu geben. Seine „Librairie Internationale“ oder auch die Buchhandlung dann hier im Land. Und auch das vergeht, von der Buchhandlung nichts mehr geblieben, zerbrochen, am Ende.

Aufblühend immer wieder in seinen Artikeln die journalistischen Fähigkeiten. Berichterstattung, Stadtanzeiger und BNN, ausgleichend, nicht zu einseitige Meinung, korrekt. Und immer auch die andere Seite erlebt, Angriffe, geschnitten, vernichtendes Urteil. Blühen und Vergehen liegt da auch manches Mal so nahe beieinander.

Wir haben dies blühend-aufblühende Leben erlebt. Auch ich durfte Manfred Reeb noch ein paar Jahre erleben mit Berichten über einige Veranstaltungen in Text und Bild. Auch ich hätte ihn sicher dann einmal um Rat gefragt, wenn ich mit meinem Latein am Ende gewesen wäre und dann hätte ins Französisch wechseln müssen, wo ich leider kein einziges Wort verstehe. Dann hatte bei anderen Manfred Reeb sehr viel geholfen, in der Partnerschaft mit Il d Re, bei vielen Fahrten und Treffen, bei Papieren u.a. zu übersetzen, zu dolmetschen, helfen zu Verständigung und Verstehen. Da kann Leben blühen auf allen Seiten. So hat er auch der Stadt zu manchem Aufblühen verholfen, da er auch Verantwortung übernahm, Leiter des Kultur und Verkehrsamtes.

Heute sehen wir dies alles noch einmal vor Augen. Heute beim Gedenken, beim Rückblick. Wie jedesmal hier auf dem Friedhof beim Blick auf ein Leben. Und der ist ein Blick zugleich auch auf unsere Tage. Er zeigt die Vergänglichkeit: Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist der Menschen Leben! Und mit aller Wucht und Massivität zeigt dies ja die weltweite Pandemie in diesem Jahr uns allen. Glaube hin oder her – Manfred Reeb ist da ja seinen ganz eigenen Weg gegangen. Heute könnten wir ihn also wie ein Vorbild nehmen. Bild eines Lebens, das blühend in Wort und Tat unter uns war, und doch wie alles Leben so vergänglich wieder in das Ende ging. Vorbild durchaus auch in seinem Leben, das als solches bleibt: sich bilden, genau hinsehen, nicht zu viel und nicht zu wenig von allem, korrekt und auch fein bleiben in der Art, nie ein Böses sagen oder wünschen, so kann Leben gelingen. So kann es seinen Wert haben und behalten, kann Blühendes bewahrt bleiben. Das Leben ist eben so, flüchtig und nichtig. Und er – Manfred Reeb – er möge nun ruhen in Frieden.

 

 
Download:
Traueransprache von Bürgermeister Martus

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