Über 100 Projekte in Philippsburg
Bürgermeister Stefan Martus nutzte Neujahrsempfang für Bilanz
Seit dem letzten Neujahrsempfang der Stadt Philippsburg vor vier Jahren hat sich vieles getan. Eine ganze Stunde lang zählte Bürgermeister Stefan Martus akribisch nahezu 100 Projekte auf, die konkret geplant sind, vor der Verwirklichung stehen oder bereits zu den abgehakten Fertigstellungen gehören. „Haushaltspolitisch stehen wir ganz gut da“, lautete sein Resümee. Und mit Stolz vermeldete er eine „geradezu hervorragende Infrastruktur“.
Das städtische Finanzvermögen belaufe sich auf über 36 Mio. Euro, doch das umfangreiche Investitionsprogramm in den nächsten vier Jahren werde den Kassenbestand um 30 Mio. Euro schmälern. Freude bereiten die Gewerbesteuereinnahmen von 21,2 Mio., vom Rathauschef als „Rekordwert der letzten 20 Jahre“ bezeichnet. Trotz einer „Masse von Projekten“ zähle Philippsburg zu den wenigen Städten mit einer Null-pro-Kopf-Verschuldung. Doch sehen die Philippsburger mit „durchaus gemischten Gefühlen“ in die Zukunft, so das Meinungsbild unter den befragten „Normalbürgern“.
Alle erhoffen sich Gesundheit im neuen Jahr. Sorgen bereite die vielen politischen Probleme, die Kriege in der Welt und die Krisen im Land. Auch daheim bestehen Ängste: etwa die anstehende Lagerung von Castoren mit hochradioaktivem Müll, die Verzögerungen bei der Suche nach einem Endlager, die geplante zerschneidende Gütertrasse.
Weitere Herausforderungen sind etwa die umstrittene Umsetzung des Hochwasserschutzprogramms und die Zukunft des Goodyear-Areals nach Schließung des Reifenlagers. Philippsburg befinde sich in einer „Überforderungssituation“, was der Zustrom geflüchteter Menschen und deren Unterbringung anbelangt.
Wie mitunter die Kosten explodieren und die Stadt an die Grenzen ihrer finanziellen Spielräume kommt, machte der Bürgermeister deutlich. Explizit nannte er den Bereich der Betreuung und Bildung. Der städtische Anteil klettere inzwischen auf sechs Mio. Euro. Für drei Kindergärten stehen Investitionen von 13,5 Mio. an.
Zusammenhalt und Solidarität in einer offenen Gesellschaft wünschte sich Martus gegen Ende seiner fast einstündigen Rede. Unter Begleitung der Vorzeige-Stadtkapelle sangen die 120 sitzenden und 120 stehenden Gäste in der Jugendstilfesthalle das „Badner Lied“ von 1865.
„Oh, wie würde sich da der Großherzog freuen“, meinte Besucher Werner Rauh zu seinen Sitznachbarn. Wer zum Neujahrsempfang gekommen war, hatte einen kräftigen Händedruck erhalten: vom Bürgermeister und dessen Familie, zudem vom schwarzen Mann daneben, einem Schornsteinfeger als Glücksbringer.
2024 fallen in der Stadt sechs große Vereinsfeste an, wurde bekannt gegeben. Dazu zählen 50 Jahre Partnerschaft mit Ile de Re, 150 Jahre Narhalla, 100 Jahre Heimatverein, 75 Jahre Ski- und Kanuclub. Mit einer närrischen Zahl reihen sich die „Stockriewer“ ein. Der älteste Jubilar weit und breit dürfte der Kirchenchor mit fast drei Jahrhunderten sein.
Schmidhuber