Umfrage: Stimmen aus Rheinsheim zum Lok-Desaster

Die Suche nach der vor 166 Jahren im Rhein versunkenen Lokomotive ist kläglich gescheitert. Von einem „Desaster“ sprechen die Verantwortlichen und vor allem der zuständige Geophysiker. Was meinen die Rheinsheimer zu der Blamage?

Hans-Peter Schwall, Kenner der Ortsgeschichte: „Als Heimatforscher habe ich‘s geahnt und auch davor gewarnt, dass die vermutete Stelle so nicht stimmen kann. Im Archiv gibt es Protokolle, wonach zwei Zeitzeugen 1924 ganz andere Angaben machten und den Verbleib der Lok an der Gemarkungsgrenze zwischen Rheinsheim und Philippsburg kennzeichneten. Die bislang angenommene Lage beruht auf Spekulationen und Fehlinterpretationen. Da war der Wunsch Vater des Gedankens.“

Suely Chiosini-Hambsch, Leitende Krankenschwester: „Oh, ich liebe Rheinsheim und hätte es dem Stadtteil so gegönnt, im Mittelpunkt zu stehen. Leider ist aus dem Großereignis nichts geworden. Viele Menschen wären nach Rheinsheim geströmt und hätten das wunderschöne Dorf kennengelernt. Jetzt lassen wir die Lok noch ein bisschen schlummern.“

Silvia Langhans, Rektorin der Realschule Waghäusel: „Ich mag mein Rheinsheim als ein ruhiges Örtchen. Für die Kinder wäre es sicherlich spannend und abenteuerlich gewesen. Aber ein Wochenende ohne allen Trubel, ohne Absperrungen, ohne Massenverkehr, ohne Shuttle durch den Ort hat auch etwas Gutes.“

Uwe Hormuth, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Wir sind Heimat“: „Wir im Tennisclub hatten schon viel Vorarbeit geleistet und wollten gerade 600 Würste für die Besucherschar bestellen. Wir machen trotzdem am 21. Oktober ein Lokomotivfest in Rheinheim. Jetzt erstrecht. Es ist ja kaum zu glauben, dass ein Chefgeologe so danebenliegen kann.“

Freddy Degen, Rhonsemer Original und Ex-Küchenmeister: „Der Flopp betrübt mich nicht. Machen wir daraus einen autofreien Sonntag mit tollem Programm. Wenn uns die historische Lokomotive nicht vergönnt ist, lasst uns den Nibelungenschatz im Rhein suchen. Ich habe zwei Rheinsheimer Angler in Verdacht, uns die Lok weggeschnappt zu haben.“

Jürgen Baumann und Claus Gilliar, Angler, Hobbyschatzsucher und Hobbylokheber: „Uns war von vornherein klar, dass die dort keine Lok finden werden, weil wir sie schon aus dem Wasser gezogen haben. Somit überrascht uns nichts mehr. Wir Rhonsemer sind halt schneller, haben den notwendigen Spürsinn und auch das Quäntchen Glück.“

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